Die parallaktische Montierung (auch äquatoriale Montierung) ist das Herzstück vieler astrofotografischer Setups. Ihre Besonderheit liegt darin, dass sie die scheinbare Bewegung der Himmelskörper mit nur einer einzigen Achse ausgleicht: der sogenannten Rektaszensionsachse (RA-Achse). Diese wird beim Aufbau genau parallel zur Erdachse ausgerichtet – daher auch der Begriff „parallaktisch“.
Dadurch genügt eine gleichmäßige Rotation dieser Achse, um ein Objekt über Stunden hinweg im Gesichtsfeld zu halten. Das macht die parallaktische Montierung zum unverzichtbaren Werkzeug für Langzeitbelichtungen ohne Strichspuren. Besonders bei der Fotografie lichtschwacher Deep-Sky-Objekte ist sie der Standard – ob in Einsteiger-Setups mit DSLR und Star Tracker oder in High-End-Anlagen mit Vollformatkamera, Filterrad und Autoguiding.
Merkmale einer parallaktischen Montierung
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Eine Achse (RA) folgt der Erdrotation – effizientere Nachführung
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Zweite Achse (DEC) dient zur Ausrichtung des Objekts
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Poljustierung notwendig, um korrekt nachführen zu können
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Kompatibel mit Autoguiding, Plate Solving und automatisierter Steuerung
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Standard für Deep-Sky-Fotografie, Langzeitbelichtungen und hohe Brennweiten
Typen parallaktischer Montierungen
1. Deutsche Äquatoriale Montierung (GEM)
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Gegengewicht und Teleskop an gegenüberliegenden Seiten der RA-Achse
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Stabil und weit verbreitet
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Für Fotografie und visuelle Beobachtung gleichermaßen geeignet
2. Gabelmontierung (Fork Mount)
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Teleskop sitzt in einer Gabelstruktur
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Kompakt, ideal für Schmidt-Cassegrain-Teleskope
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Eher stationär, bei mobiler Nutzung schwer und sperrig
3. Direktantrieb / High-End
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Encoderbasiert, ohne Getriebe oder Schnecken
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Sehr geringe periodische Fehler
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Ideal für Remote-Observatorien
Vorteile gegenüber altazimutaler Montierung
Merkmal | Parallaktische Montierung | Altazimutale Montierung |
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Nachführung | 1-Achse (RA) | 2-Achsen (Azimut + Höhe) |
Langzeitbelichtungen | Sehr gut geeignet | Nur mit Feldrotator möglich |
Bildfelddrehung | Keine | Muss aktiv korrigiert werden |
Autoguiding möglich | Ja | Nur bedingt |
Astrofotografie | Optimal | Eingeschränkt (visuell top) |
Aufbau-/Justageaufwand | Etwas höher | Sehr niedrig |
Wichtige Voraussetzungen für gute Nachführung
Damit eine parallaktische Montierung ihr volles Potenzial entfalten kann, müssen einige Dinge beachtet werden:
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Exakte Polausrichtung: entweder mit Polsucher, Drift-Alignment oder Plate Solving
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Tragkraftgrenzen einhalten: zu schwere Ausrüstung reduziert die Nachführgenauigkeit
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Ausbalancierung: Gegengewichte exakt einstellen (leicht ostlastig für optimales Tracking)
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Feinjustierte Motorsteuerung: Tracking muss gleichmäßig laufen (möglichst geringer Periodic Error)
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Guiding optimieren: Korrektureinstellungen (z. B. in PHD2) fein abstimmen
Typische Anwendungsbereiche
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Deep-Sky-Fotografie (z. B. Nebel, Galaxien, Sternhaufen)
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Planetenaufnahmen mit hoher Brennweite
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Nachtlangleichaufnahmen (mehrere Stunden Integration)
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Automatisierte Bildserien mit Sequenzsoftware (NINA, AsiAir, KStars/Ekos)
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Einsatz in Observatorien oder mobilen Sternwarten
Warum parallaktisch?
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Nur eine Achse muss für die Himmelsrotation korrigiert werden
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Deutlich höhere Nachführgenauigkeit als azimutale Systeme
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Kompatibel mit Autoguiding, Plate Solving, Goto
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Voraussetzung für Langzeitbelichtungen mit CMOS/CCD-Kameras
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Ideal für große Sensoren und hohe Brennweiten
FAQ – Häufige Fragen
Warum ist eine parallaktische Montierung besser für Astrofotografie geeignet als eine azimutale?
Weil sie das Himmelsobjekt durch eine einzelne, gleichmäßige Bewegung verfolgen kann – ohne Bildfelddrehung und mit sehr hoher Präzision.
Wie genau muss die Poljustierung sein?
Für visuelle Beobachtung reicht eine grobe Ausrichtung. Für Langzeitbelichtung ist eine Abweichung unter 1 Bogenminute anzustreben – das geht am besten per Plate Solving.
Was passiert, wenn ich die Montierung nicht exakt ausrichte?
Das Objekt driftet aus dem Gesichtsfeld oder zeigt bei längerer Belichtung verzogene Sterne. Auch das Guiding wird ungenauer.
Kann ich parallaktisch auch visuell beobachten?
Ja, das ist problemlos möglich – besonders bei motorisierter Nachführung bleibt das Objekt automatisch im Sichtfeld.
Ist ein Polsucher unbedingt nötig?
Nein – moderne Softwarelösungen wie AsiAir oder SharpCap ermöglichen genaue elektronische Poljustierung ohne optischen Polsucher.
Fazit
Die parallaktische Montierung ist das Rückgrat der Astrofotografie. Sie ermöglicht präzise Nachführung, perfekte Langzeitbelichtungen und lässt sich mit moderner Technik automatisieren. Für jeden, der mehr als nur Schnappschüsse vom Himmel machen möchte, ist sie der logische Schritt – ob als kompakter Star Tracker oder als voll ausgestattete Premium-Montierung mit Autoguiding, Sequenzsteuerung und Nachführoptimierung. Ihre Lernkurve ist am Anfang steiler, aber der Gewinn an Bildqualität, Kontrolle und Möglichkeiten ist enorm.