Spikes sind strahlenförmige Lichtartefakte, die um helle Sterne auf Astrofotos sichtbar werden – meist als kreuzförmige Linien, die vom Sternzentrum ausgehen. In der Astrofotografie gelten sie oft als charakteristisches Gestaltungselement, sind technisch gesehen jedoch ein Beugungseffekt und können je nach Geschmack als erwünscht oder störend empfunden werden.

Spikes entstehen durch die Beugung von Licht an Hindernissen im Strahlengang, besonders an den Spinnenstreben von Newton-Teleskopen. Diese Streben halten den Fangspiegel in Position. Das einfallende Sternenlicht wird an den dünnen Metallstreben gebeugt – das Ergebnis sind sichtbare Lichtspuren in charakteristischer Anordnung.


Woher kommen Spikes?

Spikes entstehen in erster Linie bei Reflektor-Teleskopen mit Fangspiegelstreben, vor allem in:

Je nach Anzahl und Anordnung der Streben entstehen unterschiedlich viele Spikes. Zwei gegenüberliegende Streben erzeugen typischerweise zwei Spikes, vier Streben erzeugen vier Spikes (sichtbar als Kreuz), sechs Streben erzeugen sechs Spikes, wobei sich die Strahlen oft überlagern.

Refraktoren (Linsenteleskope) oder Teleskope mit Korrektoroptik und ohne Fangspiegelstreben produzieren in der Regel keine Spikes.


Wann treten Spikes auf?

✅ Immer bei Teleskopen mit Fangspiegelstreben
✅ Vor allem bei hellen Sternen mit hoher Belichtung
✅ Bei gutem Fokus und klarer Atmosphäre besonders deutlich
❌ Bei Schmalbandaufnahmen mit schwachem Sternlicht oft nicht sichtbar
❌ Bei ungenauer Fokussierung oder schlechtem Seeing verwischt


Gestalterische Wirkung

Viele Astrofotografen empfinden Spikes bei hellen Sternen als ästhetisch reizvoll, da sie ein typisches „Space“-Gefühl vermitteln und Fotos visuell aufwerten. Besonders in Kombination mit Deep-Sky-Objekten wie Nebeln oder Galaxien können sie Akzente setzen.

Gleichzeitig gibt es auch Fotograf:innen, die Spikes als ablenkend oder unnatürlich empfinden – insbesondere bei wissenschaftlicher Auswertung oder bei der Darstellung von Objekten, bei denen die Sternabbildung möglichst artefaktfrei bleiben soll.


Künstliche Spikes?

In der digitalen Bildbearbeitung lassen sich Spikes auch nachträglich hinzufügen, z. B. in Photoshop oder PixInsight. Manche Fotograf:innen nutzen diese Technik gezielt, um Bildern mit Refraktoroptik einen typischen Newton-Look zu verleihen.

Umgekehrt gibt es Methoden, um Spikes zu unterdrücken oder zu mildern – etwa durch Rotation des Teleskops zwischen Aufnahmen und Kombination mehrerer Belichtungen (Dither + Stack).


Vorteile

✅ Spikes bieten ein visuelles Erkennungsmerkmal für helle Sterne
✅ Unterstreichen die Bildwirkung in weitwinkligen Deep-Sky-Kompositionen
✅ Charakteristisches Merkmal klassischer Newton-Bilder
✅ Teilweise nützlich zur Fokuskontrolle – je klarer die Spikes, desto schärfer der Fokus


Nachteile

❌ Spikes können schwache Strukturen überdecken
❌ Stören bei wissenschaftlicher Bildanalyse
❌ Uneinheitliche Spikes bei asymmetrischer Strebenanordnung
❌ Erschweren Sternentfernung mit Software wie StarNet++


Fazit

Spikes gehören zur typischen Bildsignatur vieler Newton-Teleskope und entstehen durch die physikalisch unvermeidbare Beugung an mechanischen Bauteilen im Strahlengang. Je nach Zielsetzung und Bildästhetik können sie als gestalterisches Element genutzt oder gezielt vermieden werden. Wer Spikes versteht, kann sie bewusst einsetzen oder umgehen – je nachdem, welche Bildwirkung gewünscht ist.