Astrofarmen in Namibia

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Astrofarmen Namibia: Die besten Orte für Sternenbeobachtung im Überblick

Namibias Himmel ist so dunkel wie kaum irgendwo sonst auf der Welt. In den trockenen Weiten des Landes bieten sich ideale Bedingungen für die Beobachtung von Sternen, Planeten und der Milchstraße. Kein Wunder also, dass sich dort mehrere sogenannte Astrofarmen angesiedelt haben – Orte, die speziell für astronomische Beobachtung geschaffen wurden.
In diesem Beitrag geht es um einige dieser Farmen. Was sie ausmacht, wo sie liegen und welche Möglichkeiten sie laut öffentlich zugänglichen Informationen bieten – all das wird hier vorgestellt. Nicht wertend, sondern ein erster Überblick über besondere Orte unter außergewöhnlichem Himmel.

 

Was ist eine Astrofarm?

Eine Astrofarm ist ein Ort, der speziell für die astronomische Beobachtung und Astrofotografie eingerichtet wurde. Meist liegen diese Farmen weit abseits von Städten, um störende Lichtquellen zu vermeiden. Die geografische Lage, das Klima und die Höhe über dem Meeresspiegel spielen ebenfalls eine wichtige Rolle – je dunkler, trockener und klarer der Himmel, desto besser die Bedingungen für Beobachtung und Fotografie.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Unterkünften bieten Astrofarmen oft spezielle Infrastrukturen: Aufnahmen können auf festen Plattformen oder Beobachtungssäulen gemacht werden, es gibt Stromversorgung für Teleskope und Kameras, und mancherorts stehen sogar fest installierte Instrumente zur Verfügung.

Viele Farmen in Namibia verbinden Astronomie mit dem Naturerlebnis. Tagsüber kann die umliegende Landschaft erkundet werden – nachts öffnet sich der Blick in eine faszinierende Himmelswelt, wie man sie in Europa kaum noch erleben kann.

astrofarm namibia

 

Warum gerade Namibia?

Namibia zählt zu den wenigen Regionen der Erde, in denen der Nachthimmel noch nahezu vollständig frei von künstlichem Licht ist. Weite, dünn besiedelte Landschaften, kaum Industrie und geringe Luftverschmutzung machen das Land zu einem idealen Ort für astronomische Beobachtungen.

Ein weiterer Vorteil: das Klima. In vielen Teilen Namibias ist die Luft extrem trocken – vor allem während der Wintermonate von Mai bis September. Hinzu kommen stabile Wetterlagen und ein klarer Himmel mit über 300 sternenklaren Nächten pro Jahr.

Nicht zuletzt spielt auch die geografische Lage eine Rolle. Namibia liegt auf der Südhalbkugel, was Beobachtungen von Himmelsobjekten ermöglicht, die von Europa aus nicht oder nur teilweise sichtbar sind – darunter das galaktische Zentrum der Milchstraße, die Magellanschen Wolken oder das Kreuz des Südens.

Diese Kombination aus Dunkelheit, Stabilität und Sichtbarkeit macht Namibia zu einem der weltweit gefragtesten Reiseziele für Astronomie- und Astrofotografie-Enthusiasten.

Für wen sind Astrofarmen interessant?

Astrofarmen sprechen Menschen an, die sich für den Nachthimmel mehr als nur am Rande interessieren. Viele bringen ihre eigene Ausrüstung mit und nutzen die idealen Bedingungen, um zu fotografieren, zu beobachten oder einfach Zeit unter den Sternen zu verbringen.

Typisch sind Astrofotograf:innen, die gezielt für Deep-Sky-Aufnahmen oder Zeitrafferprojekte anreisen. Auch Hobbyastronom:innen, die sich intensiver mit Sternbildern, Teleskoptechnik oder dem südlichen Sternenhimmel beschäftigen möchten, finden hier den richtigen Rahmen.

Für alle, die sich mit Astrofotografie vertraut machen oder ihre Kenntnisse gezielt vertiefen möchten, gibt es die Möglichkeit, an einem Workshop vor Ort teilzunehmen. Solche Angebote kombinieren Praxis, Technik und Naturerlebnis – zum Beispiel in meinem eigenen Astrofotografie-Workshop in Namibia, den ich regelmäßig vor Ort durchführe. Mehr zum Workshop erfahren →

Darüber hinaus werden Astrofarmen gelegentlich von Forschungsteams, Studierenden oder Bildungseinrichtungen genutzt – etwa zur Langzeitbeobachtung bestimmter Objekte oder zur Durchführung von Projekten in lichtarmen Regionen.

 

Was macht eine gute Astrofarm aus?

Nicht jede Unterkunft mit dunklem Himmel ist automatisch eine Astrofarm. Damit astronomische Beobachtungen oder Astrofotografie wirklich gelingen, braucht es bestimmte Voraussetzungen – sowohl in Bezug auf die Umgebung als auch auf die Ausstattung.

Einige der wichtigsten Merkmale, die eine gute Astrofarm auszeichnen:

  • Dunkler Himmel
    Abgelegene Lage ohne Lichtverschmutzung, möglichst Bortle-Stufe 1–2

  • Stabile Wetterverhältnisse
    Viele klare Nächte, geringe Luftfeuchtigkeit, wenig Wind

  • Beobachtungsplattformen oder Montierungssäulen
    Feste Plätze mit Stromversorgung für Teleskope, Nachführung und Kameras

  • Zugang zu Strom und Internet
    Wichtig für moderne Astrofotografie, Remote-Steuerung und Datensicherung

  • Technische Unterstützung vor Ort
    Bei Problemen mit Ausrüstung oder Software hilfreich – auch wenn nicht immer gegeben

  • Unterkünfte in direkter Nähe zum Beobachtungsplatz
    Kurze Wege zwischen Schlafplatz und Ausrüstung sind besonders in langen Nächten praktisch

Je nach Farm gibt es Unterschiede im Komfort, in der technischen Infrastruktur und im Angebot – von Selbstversorgung bis hin zu betreuten Workshops. Was als „gut“ empfunden wird, hängt auch von den eigenen Erwartungen und Vorkenntnissen ab.

namibia astrofarm

 

Astrofarmen in Namibia im Überblick

 

Name Lage (ungefähr) Ausrichtung Besonderheiten
Hakos Astro Farm Khomas-Hochland, westlich von Windhoek Amateur- & Forschungsastronomie Kooperation mit europäischen Vereinen, feste Teleskope
Tivoli Southern Sky Guest Farm Kalahari-Region, südöstlich von Windhoek Astrofotografie & visuelle Beobachtung Viele Plattformen, erfahrungsorientiert
Kiripotib Guest Farm Östlich von Windhoek Astrofotografie, Workshops Workshop-Angebote, breite Ausstattung
Rooisand Desert Ranch Am Gamsberg-Massiv Astrofotografie mit Kuppelobservatorium 430 mm PlaneWave in Kuppel
Onjala Lodge / Chameleon Observatory Nähe Windhoek Einsteigerfreundlich, visuelle Beobachtung Lodge-Komfort mit Sternenhimmel
Deep Sky Safaris Kooperation mit Rooisand Ausrüstungsverleih & Begleitung Zusatzausrüstung buchbar
IAS Gamsberg-Observatorium Auf dem Gamsberg-Plateau Forschungseinrichtung Nicht öffentlich zugänglich für Touristen

 

 

Hakos Astro Farm

Die Hakos-Farm liegt am Rand des Khomas-Hochlands, rund zwei Autostunden westlich von Windhoek. Sie gehört zu den traditionsreichsten Astrofarmen Namibias und ist besonders bei Amateurastronomen aus Europa bekannt. Die abgeschiedene Lage auf etwa 1 800 m Höhe bietet exzellente Sichtverhältnisse und eine stabile Atmosphäre für Langzeitbeobachtungen.

Die Farm ist mit mehreren festen Beobachtungsplattformen, einem größeren Roll-off-Observatorium und mehreren stationären Teleskopen ausgestattet, die teilweise in Zusammenarbeit mit europäischen Vereinen installiert wurden. Auch Unterkünfte und eine einfache, astronomisch ausgerichtete Infrastruktur sind vorhanden.

Hakos eignet sich sowohl für visuelle Beobachtung als auch für fotografische Projekte. Die Farm ist außerdem Ausgangspunkt für Exkursionen ins umliegende Hochland und auf den nahe gelegenen Gamsberg. Die Atmosphäre vor Ort ist ruhig und auf Selbstorganisation ausgelegt – ideal für alle, die konzentriert und unabhängig arbeiten möchten.

Tivoli Southern Sky Guest Farm

Die Tivoli-Farm liegt in der Kalahari-Region, etwa 180 Kilometer südöstlich von Windhoek. Sie zählt zu den bekanntesten und am besten ausgestatteten Astrofarmen Namibias – insbesondere für erfahrene Astrofotograf:innen. Die Region bietet einen besonders dunklen Himmel (Bortle-Stufe 1), sehr stabile Wetterverhältnisse und eine geringe Luftfeuchtigkeit während der trockenen Wintermonate.

Tivoli verfügt über zahlreiche feste Montierungssäulen mit Stromversorgung, eine zentrale Kontrollstation sowie diverse Gästeunterkünfte. Viele Reisende bringen ihre eigene Ausrüstung mit, doch auch Mietgeräte stehen zur Verfügung. Die gesamte Farm-Infrastruktur ist speziell auf astronomische Anforderungen abgestimmt – inklusive Datensicherung, WLAN und Notstromversorgung.

Neben Einzelreisenden nutzen auch Gruppen und internationale Sternfreunde die Farm regelmäßig für Beobachtungskampagnen. Es handelt sich dabei nicht um eine klassische Lodge, sondern um eine funktional orientierte Astrofarm mit klarer Fokussierung auf das Beobachten und Fotografieren. Wer Wert auf ruhige Arbeitsbedingungen unter exzellentem Himmel legt, findet hier optimale Voraussetzungen.

Kiripotib Guest Farm

Die Kiripotib Guest Farm befindet sich rund 160 Kilometer östlich von Windhoek, in einer weiten, offenen Ebene nahe der kleinen Ortschaft Dordabis. Sie kombiniert landwirtschaftlichen Betrieb, Gästebetrieb und Astronomie auf einem Gelände – und gehört zu den bekanntesten Astrofotografie-Standorten des Landes.

In den trockenen Wintermonaten (vor allem Juni bis August) verwandelt sich Kiripotib in eine voll ausgestattete Astrofarm. Dann stehen auf einem separaten Beobachtungsfeld mehrere Betonplattformen mit Stromanschluss und Internet bereit. Viele Gäste reisen mit eigener Ausrüstung an, andere nutzen die vorhandenen Mietoptionen.

Die Farm ist besonders auf Astrofotografie ausgerichtet – mit klarer Fokussierung auf Deep-Sky, Weitwinkel- und Zeitrafferprojekte. Zusätzlich werden regelmäßig begleitete Workshops angeboten, bei denen sowohl Technik als auch Bildbearbeitung im Fokus stehen. Die astronomischen Programme finden in Zusammenarbeit mit europäischen Organisatoren statt.

Außerhalb der Astro-Saison ist Kiripotib eine klassische namibische Gästefarm mit kulturellem Programm, Reitangeboten und handwerklicher Werkstatt. Die Kombination aus professioneller Infrastruktur und familiärer Atmosphäre macht Kiripotib zu einem vielseitigen Ort für Astrofotografie unter südlichem Himmel.

Rooisand Desert Ranch

Die Rooisand Desert Ranch liegt westlich des Gamsberg-Massivs, etwa auf halbem Weg zwischen Windhoek und Walvis Bay. Die Region ist bekannt für ihre extrem dunklen Himmel, trockene Luft und ein stabiles Klima – ideale Voraussetzungen für Astrofotografie und visuelle Beobachtung.

Die Ranch selbst kombiniert komfortable Gästebetriebe mit astronomischer Infrastruktur. Herzstück ist ein professionelles Observatorium mit 3,2-Meter-Kuppel, in dem ein fest installiertes 430 mm PlaneWave-Astrograph-Teleskop untergebracht ist. Diese Anlage kann nach Voranmeldung für fotografische Projekte genutzt werden.

Neben dem Hauptobservatorium gibt es vorbereitete Plattformen für eigene Ausrüstung, Stromversorgung und WLAN sind ebenfalls vorhanden. Auch Deep Sky Safaris – ein Anbieter für betreute Astrofotografie-Sessions – ist vor Ort aktiv und ergänzt das Angebot mit Leihgeräten, Montierungen und Know-how.

Rooisand ist besonders für fortgeschrittene Fotograf:innen interessant, die mit großer Brennweite und präziser Nachführung arbeiten möchten. Die ruhige Lage mitten im westlichen Niemandsland sorgt dafür, dass der Nachthimmel hier besonders klar und kontrastreich erscheint – eine Qualität, die man in dieser Form nur an wenigen Orten der Welt findet.

Onjala Lodge / Chameleon Observatory

Die Onjala Lodge liegt nordöstlich von Windhoek, etwa eine Autostunde vom Flughafen entfernt. Sie verbindet klassischen Safari-Tourismus mit einem astronomischen Zusatzangebot – und richtet sich damit besonders an Einsteiger:innen und Neugierige, die den Sternenhimmel einmal bewusst erleben möchten.

Zum Gelände gehört das sogenannte Chameleon Observatory, ein kleines Observatorium mit Kuppel und Teleskopen, das für geführte Himmelsbeobachtungen genutzt wird. Gäste der Lodge können abends an Sternführungen teilnehmen und dabei Planeten, Doppelsterne oder den Mond durch verschiedene Instrumente betrachten.

Die Ausstattung ist nicht auf professionelle Astrofotografie ausgerichtet, sondern eher auf ein erstes Kennenlernen des südlichen Nachthimmels. Das macht Onjala besonders geeignet für Paare, Familien oder Safarigäste, die eine astronomische Ergänzung zu ihrem Namibia-Erlebnis suchen – ohne eigene Ausrüstung oder technische Vorkenntnisse.

Das Gesamtkonzept verbindet Wellness, Naturbeobachtung und Astronomie in komfortabler Umgebung. Wer also entspannte Tage in einer gepflegten Lodge mit einem Ausflug in die Welt der Sterne verbinden möchte, findet hier einen sanften Einstieg.

Deep Sky Safaris (bei Rooisand)

Deep Sky Safaris ist ein auf Astrofotografie spezialisiertes Angebot, das in Kooperation mit der Rooisand Desert Ranch betrieben wird. Im Fokus stehen individuell betreute Fotoreisen unter dem extrem dunklen Himmel am Gamsberg – einem der besten Beobachtungsstandorte im südlichen Afrika.

Im Gegensatz zu klassischen Lodges oder Farmen handelt es sich bei Deep Sky Safaris um ein gezieltes Programm für Astrofotograf:innen. Gäste profitieren von vorbereiteten Beobachtungsplattformen, umfangreicher Leihtechnik (Montierungen, Teleskope, Kamerazubehör) sowie optionaler Unterstützung bei Aufbau, Ausrichtung und Bildbearbeitung.

Das Angebot richtet sich insbesondere an Reisende, die ihre Ausrüstung nicht mitbringen möchten oder können – oder die sich eine technische Begleitung vor Ort wünschen. Die Kombination mit der Infrastruktur der Rooisand Desert Ranch ermöglicht dabei eine komfortable Unterbringung mit guter Versorgung.

Deep Sky Safaris legt Wert auf kleine Gruppen, persönliche Betreuung und optimale Nutzung der klaren Nächte. Das Format eignet sich für ambitionierte Einsteiger:innen ebenso wie für erfahrene Fotograf:innen, die sich auf die kreative und technische Umsetzung konzentrieren möchten – ohne logistische Hürden.

IAS Gamsberg-Observatorium

Das Gamsberg-Observatorium wird vom Internationalen Amateursternwarten e. V. (IAS) betrieben und liegt auf dem Plateau des Gamsbergs, einem der markantesten Berge im zentralen Hochland Namibias. Auf rund 2 340 m Höhe bietet das Gelände extrem gute Bedingungen für astronomische Beobachtung: trockene Luft, keine Lichtverschmutzung und überdurchschnittlich viele klare Nächte.

Das Observatorium ist jedoch keine klassische Astrofarm oder touristische Einrichtung, sondern eine wissenschaftlich orientierte Station für Mitglieder und Projektgruppen. Es wurde in enger Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Astronomie aufgebaut und beherbergt mehrere Kuppeln, Teleskope und Präzisionsinstrumente.

Ziel ist die Durchführung langfristiger Beobachtungsprojekte – von Deep-Sky-Fotografie über Sternbedeckungen bis hin zur wissenschaftlichen Datengewinnung. Der Zugang ist in der Regel auf registrierte Mitglieder und Kooperationspartner beschränkt.

Für die Öffentlichkeit ist das IAS-Observatorium also nicht frei buchbar, stellt aber einen wichtigen Baustein in der astronomischen Infrastruktur Namibias dar. Es zeigt zugleich, wie ernsthaft und professionell der Standort international genutzt wird – weit über den Astrotourismus hinaus.

Fazit

Namibia bietet durch seine geographischen und klimatischen Bedingungen eine außergewöhnlich gute Grundlage für astronomische Beobachtung und Astrofotografie. In den vergangenen Jahren haben sich dort mehrere Astrofarmen etabliert, die – je nach Ausrichtung – sowohl ambitionierten Hobby-Astronom:innen als auch spezialisierten Fotograf:innen ein passendes Umfeld bieten.

Dieser Überblick basiert ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Informationen, wie sie auf den jeweiligen Websites, in Fachartikeln oder Reiseforen verfügbar sind. Die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort können sich unterscheiden, insbesondere was Ausstattung, Zugang oder saisonale Angebote betrifft.

Das Ziel dieses Beitrags ist daher nicht eine Bewertung, sondern eine erste Orientierung: Welche Astrofarmen gibt es? Wo liegen sie? Und was lässt sich aus der Ferne über ihren Fokus und ihr Angebot sagen? Wer eine Reise plant, sollte sich immer direkt bei den Anbietern über aktuelle Details informieren.

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