Der Vollmond ist eine der bekanntesten und zugleich fotografisch herausforderndsten Phasen des Mondes. Astronomisch betrachtet steht der Mond in dieser Phase der Erde genau gegenüber der Sonne, sodass seine gesamte von der Erde aus sichtbare Seite vollständig beleuchtet wird. Dies macht ihn nicht nur zum hellsten Objekt am Nachthimmel, sondern beeinflusst auch die Bedingungen für die Astrofotografie erheblich.
Während der Vollmond visuell spektakulär erscheint, bringt er für Deep-Sky-Astrofotograf:innen mehr Nachteile als Vorteile mit sich: Die enorme Helligkeit überstrahlt lichtschwache Objekte am Himmel, erhöht den Hintergrundlevel erheblich und reduziert den Kontrast deutlich. Aufnahmen von Nebeln, Galaxien oder Sternhaufen sind in dieser Phase oft nur eingeschränkt oder mit starken Filtern möglich.
Gleichzeitig bietet der Vollmond jedoch interessante fotografische Möglichkeiten, wenn er selbst im Fokus steht – etwa bei Detailaufnahmen seiner Oberfläche, bei Horizontaufnahmen mit Teleobjektiv, bei Landschaftskompositionen oder bei besonderen Ereignissen wie Supermonden oder Finsternissen.
Eigenschaften des Vollmonds in der Astrofotografie
✅ Besonders geeignet für:
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Mondaufnahmen bei kurzen Belichtungszeiten
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Landschaft mit Mondaufgang
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Time-Lapse & HDR-Kompositionen
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Atmosphärische Effekte (Mondhalo, Wolkenspiel)
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Mosaikprojekte mit hoher Auflösung
❌ Problematisch für:
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Deep-Sky-Fotografie ohne Schmalbandfilter
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Weitwinkelfotografie der Milchstraße
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Langzeitbelichtungen unter Bortle 5+ Himmel
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Exakte Farbbalance durch Überstrahlung
Technische Tipps für die Vollmondfotografie
✅ Verwende kurze Belichtungszeiten (z. B. 1/500–1/1000 s bei ISO 100–200)
✅ Nutze Neutraldichtefilter (ND) oder Polfilter, falls gewünscht
✅ Ein Refraktor oder Schmidt-Cassegrain mit hoher Brennweite liefert besonders detailreiche Bilder
✅ Bei Horizontaufnahmen: lange Brennweite (200 mm – 1000 mm) erzeugt dramatische Größenwirkung
✅ Kombiniere mit Vordergrundelementen (z. B. Architektur, Landschaft, Silhouetten)
❌ Bei voller Beleuchtung fehlt dem Mond Kontrast und Plastizität – Krater wirken flach
❌ Scharfe Detailaufnahmen sind am zunehmenden oder abnehmenden Mond besser möglich (Terminatornähe)
Häufige Fragen (FAQ)
Warum ist der Vollmond so hell?
Der Mond reflektiert Sonnenlicht. Beim Vollmond steht er der Sonne gegenüber, daher trifft das Licht frontal auf die sichtbare Mondfläche – es entsteht maximale Reflexion. Auch wenn die Mondoberfläche recht dunkel ist (Albedo ~12 %), wirkt sie durch den Kontrast zum Nachthimmel sehr hell.
Warum sieht man beim Vollmond keine Schattenspiele in Kratern?
Weil die Beleuchtung frontal und senkrecht erfolgt. Ohne seitliches Licht gibt es keine Schatten – der Mond wirkt flach, Details verlieren an Tiefe. Bessere Reliefwirkung bietet der Mond in Halb- oder Sichelphase, wo Licht schräg einfällt.
Ist der Vollmond für Deep-Sky-Aufnahmen nutzlos?
❌ In den meisten Fällen ja – außer du verwendest Schmalbandfilter (z. B. Hα) und hast ein starkes Signal. Für breite RGB-Aufnahmen ist der Hintergrund so hell, dass Signal-Rausch-Verhältnis und Kontrast stark leiden.
Kann ich den Vollmond auch mit einer DSLR fotografieren?
✅ Ja, sogar sehr gut! Bereits mit einem 300–600 mm Teleobjektiv auf Stativ oder Tracker lassen sich hochaufgelöste Mondfotos aufnehmen. Fokus und Belichtungszeit sind entscheidend.
Was ist ein Supermond?
Ein Supermond tritt auf, wenn der Vollmond nahe am erdnächsten Punkt (Perigäum) steht. Dadurch wirkt er etwas größer und heller – ideal für Horizont- und Landschaftsaufnahmen.
Fazit
Der Vollmond ist sowohl Herausforderung als auch Chance in der Astrofotografie. Während er Deep-Sky-Fotograf:innen eher stört, bietet er eine faszinierende Bühne für Detailaufnahmen, Mondlandschaften und kreative Kompositionen. Wer ihn richtig in Szene setzt – mit Technik, Timing und Gestaltung – kann eindrucksvolle Ergebnisse erzielen. Und wer in dieser Phase Deep-Sky fotografieren möchte, sollte auf engbandige Filter oder helle Ziele ausweichen.