Ultraweitwinkel-Objektiv
Ein Ultraweitwinkel-Objektiv (engl. ultra wide-angle lens) ist ein Objektiv mit einer sehr kurzen Brennweite – in der Regel unter 24 mm bei Vollformat – das ein besonders großes Sichtfeld (Field of View, FOV) bietet. In der Astrofotografie sind Ultraweitwinkel-Objektive vor allem in der Weitfeld- oder Landschafts-Astrofotografie beliebt, da sie große Himmelsareale, die Milchstraße oder Polarlichter in Kombination mit dem Vordergrund erfassen können.
Mit Brennweiten zwischen 10 und 20 mm auf Vollformat lassen sich beeindruckende Bilder der Milchstraße, Meteorströme, Aurora Borealis oder des Zodiakallichts in Verbindung mit Landschaftselementen wie Bergen, Bäumen oder Gebäuden gestalten.
Eigenschaften und Besonderheiten
Ultraweitwinkel-Objektive zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
✅ Großes Gesichtsfeld – ideal für ausgedehnte Himmelsregionen
✅ Kurze Belichtungszeiten durch geringe Brennweite → weniger Sternstrich-Effekt
✅ Gut geeignet für Milchstraßenaufnahmen ohne Nachführung
✅ Möglichkeit, Vordergrund und Himmel kompositorisch zu verbinden
✅ Geringere Anforderungen an Guiding und Tracking
❌ Anfälligkeit für starke Vignettierung
❌ Hohe optische Anforderungen – Verzerrungen, Koma und Astigmatismus am Bildrand sind häufig
❌ Schärfentiefe kann täuschen – Fokus muss exakt gesetzt werden (idealerweise per Live-View oder Bahtinov-Maske)
❌ Günstige Objektive haben oft starke Verzeichnung und schlechte Sternabbildung am Rand
Typische Anwendungen in der Astrofotografie
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Milchstraßenpanoramen
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Aurora- und Nachtlandschaften
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Zeitraffer-Serien (Time-Lapse)
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Meteorschauer (z. B. Perseiden)
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Zodiakallicht oder Airglow über dem Horizont
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Nachtarchitektur mit Sternenhimmel
Viele Astrofotograf:innen kombinieren ein Ultraweitwinkel mit DSLR oder spiegelloser Systemkamera, idealerweise auf einem Tracker wie dem Star Adventurer, um längere Belichtungen mit punktförmigen Sternen zu ermöglichen.
Wichtige technische Aspekte
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Blendenöffnung: Je weiter offen (f/2.8, f/1.8, f/1.4), desto besser für lichtarme Motive
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Manueller Fokus ist empfohlen – Autofokus funktioniert bei Sternen selten zuverlässig
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Koma-Korrektur: Achte auf gute Randabbildung bei hellen Sternen
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Randschärfe & Verzerrung: Hochwertige Optiken wie z. B. Sigma Art, Laowa Zero-D oder Samyang XP bieten Vorteile
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Filterverwendung: Viele UWWs haben konvexe Frontlinsen → Filter schwierig oder nur per Einschubsystem nutzbar
FAQ – Häufige Fragen
Was zählt als Ultraweitwinkel in der Astrofotografie?
Alle Objektive mit Brennweiten unter 24 mm (Vollformat) gelten als Ultraweitwinkel. Bei APS-C beginnt dieser Bereich bereits bei ca. 15 mm.
Brauche ich Nachführung bei einem 14 mm Objektiv?
✅ Nein – bis ca. 15–20 Sekunden Belichtungszeit kannst du ohne sichtbare Sternspuren arbeiten. Mit Tracker sind aber längere Belichtungen mit niedrigerem ISO möglich.
Wie verhindere ich Koma am Bildrand?
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Verwende hochwertige Objektive
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Blende leicht ab (z. B. von f/2.8 auf f/3.5 oder f/4)
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Teste dein Exemplar – manche UWWs haben serienstreuungsbedingte Schwächen
Was ist ein empfehlenswertes Ultraweitwinkel-Objektiv für die Milchstraße?
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Samyang 14 mm f/2.8 (manuell, günstig)
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Sigma 14 mm f/1.8 DG HSM Art (hohe Qualität)
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Laowa 15 mm f/2 Zero-D (verzeichnungsarm)
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Tamron 17–28 mm f/2.8 (für Zoomfreunde)
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Für APS-C: Tokina 11–16 mm, Viltrox 13 mm
Sind Ultraweitwinkel auch für Deep-Sky geeignet?
❌ Nicht direkt. Für klassische Deep-Sky-Ziele wie Galaxien oder Nebel sind lange Brennweiten besser geeignet.
✅ Aber für Weitfeldkompositionen mit Sternfeldern, Konstellationen oder Milchstraßenmosaiken sind sie sehr wertvoll.
Fazit
Ein Ultraweitwinkel-Objektiv ist ein kreatives Werkzeug für eindrucksvolle Astrofotografie mit großem Himmelsausschnitt. Es ermöglicht dramatische Kompositionen mit Vordergrund, ist ideal für Milchstraßenbilder und benötigt keine komplexe Technik zur Nachführung. Wer die Bildränder sorgfältig kontrolliert und auf hochwertige Optik achtet, erhält beeindruckende Aufnahmen – auch mit moderatem Budget und einfacher Ausrüstung.