Der Tubus ist das tragende Element eines Teleskops – ein zylindrischer Hohlkörper, in dem die optischen Komponenten wie Linsen oder Spiegel montiert sind. Er bildet das Grundgerüst der gesamten Optik und sorgt dafür, dass der Strahlengang stabil, lichtdicht und exakt ausgerichtet bleibt.

In der Astrofotografie spielt der Tubus eine entscheidende Rolle, da jede Abweichung in seiner mechanischen oder thermischen Stabilität direkte Auswirkungen auf die Bildqualität hat. Ein hochwertiger Tubus schützt nicht nur vor Streulicht und Schmutz, sondern verhindert auch interne Luftströmungen, Verkippung und Fokusdrift.


Bauweise und Materialien

Tuben bestehen je nach Bauart und Preisbereich aus unterschiedlichen Materialien – z. B. Aluminium, Carbon, Stahlblech oder Verbundwerkstoffen. Aluminium-Tuben sind am weitesten verbreitet, da sie leicht und relativ temperaturstabil sind. Höherwertige Modelle setzen auf Kohlefaser (Carbon), weil dieser Werkstoff extrem formstabil bei Temperaturschwankungen bleibt. Das ist besonders wichtig, wenn sich das Teleskop während der Nacht abkühlt – andernfalls kann es zu Fokusdrift und Verlagerung des Bildfeldes kommen.

Im Inneren ist der Tubus meist geschwärzt oder geriffelt, um Reflexionen zu vermeiden. Eine gute Innenauskleidung reduziert effektiv Streulicht, das sonst zu Kontrastverlust im Bild führen kann. Manche Tuben sind mit sogenanntem Flocking-Material (Lichtfallen-Filz) nachträglich ausgekleidet, um den Kontrast weiter zu erhöhen.


Einfluss auf die Bildqualität

Ein Tubus beeinflusst die Bildqualität nicht direkt über optische Abbildung, sondern indirekt über Stabilität, Streulichtverhalten und Temperaturverhalten. Besonders bei langbrennweitigen Teleskopen oder offenen Newtons ist der Tubus ein kritischer Bestandteil des Gesamtaufbaus. Fehlerquellen wie Tubusseeing (interne Luftturbulenzen), Flexing (mechanisches Durchbiegen) oder Kippfehler können das Bild massiv verschlechtern.

Ein häufig unterschätztes Problem ist das sogenannte Tubusseeing: Die Luft im Tubusinneren ist nach dem Aufbau häufig wärmer als die Umgebung. Die daraus entstehenden Luftströmungen verzerren das Bild ähnlich wie atmosphärisches Seeing – besonders auffällig bei hochauflösender Planetenfotografie. Eine gute Auskühlphase oder aktive Belüftung (z. B. mit Lüftern bei Newtons) hilft hier enorm.


Tubusformen und Öffnungen

Je nach Teleskoptyp variiert auch die Konstruktion des Tubus. Refraktoren besitzen meist geschlossene Tuben, während Newtons oder RC-Systeme offene Tuben oder Gitterrohre haben. Letztere sind leichter und kühlen schneller aus, bieten aber weniger Schutz vor Streulicht, Tau oder Schmutz.

Ein zu kurzer Tubus kann zur Frontlicht-Reflexion führen, während ein zu langer Tubus bei Weitwinkelkonfigurationen zu Vignettierung führt. Daher muss die Tubuslänge auf die Optik abgestimmt sein – insbesondere bei Umbauten oder Eigenkonstruktionen.


Bedeutung in der Astrofotografie

Für Astrofotograf:innen ist der Tubus mehr als nur eine Hülle – er entscheidet mit über die Nachführgenauigkeit, Bildschärfe und mechanische Belastbarkeit des gesamten Setups. Besonders bei schwerer Kameraausrüstung oder Filterrädern ist es wichtig, dass der Tubus torsionsfrei bleibt und der OAZ (Okularauszug) keine Verkippung erfährt.

Auch Nachrüstungen wie Taukappen, Fokussiermotoren oder Guidingsysteme müssen am Tubus stabil montiert werden können. Ein schlecht konstruierter oder instabiler Tubus führt schnell zu Fehlausrichtung, Fokusproblemen oder Guidingfehlern.


Fazit

Der Tubus ist das stabile Rückgrat jedes Teleskops. In der Astrofotografie beeinflusst er die Bildqualität nicht durch eigene Optik, sondern durch seinen Beitrag zur mechanischen Präzision und thermischen Stabilität. Wer ernsthaft fotografieren möchte, sollte auf einen gut konstruierten, verwindungssteifen und lichtdichten Tubus achten – besonders bei langen Belichtungen, hoher Ausrüstungslast oder temperatursensiblen Beobachtungsnächten. Ein unterschätztes Bauteil – mit großer Wirkung.