Solar Imaging beschreibt die Fotografie der Sonne unter Verwendung spezieller Filter und Techniken, die es ermöglichen, Details auf und um die Sonnenoberfläche sichtbar zu machen. Dazu zählen Sonnenflecken, Granulation, Protuberanzen, Flares, Filamente und die Chromosphäre. Im Gegensatz zur Sonnenbeobachtung mit dem Auge stellt Solar Imaging hohe technische Anforderungen an Sicherheit, Auflösung und Bildverarbeitung.

Die Sonne ist das einzige Himmelsobjekt, das täglich aktiv und hochdynamisch beobachtbar ist. Ihre sich ständig verändernden Strukturen bieten Astrofotograf:innen faszinierende Möglichkeiten – vom schnellen Schnappschuss mit Weißlichtfilter bis zur hochauflösenden H-Alpha-Fotografie mit speziellem Teleskop.


Techniken und Wellenlängenbereiche

Solar Imaging kann in unterschiedlichen Spektralbereichen erfolgen, je nachdem, welche Strukturen dargestellt werden sollen:

Weißlicht (Kontinuum)

✅ Einfachster Einstieg
✅ Zeigt Sonnenflecken, Umbra, Penumbra und Granulation
✅ Möglich mit ND5-Sonnenfolie oder Herschelkeil
❌ Keine Darstellung der Chromosphäre oder Protuberanzen

H-Alpha (656,28 nm)

✅ Zeigt die aktive Chromosphäre: Protuberanzen, Flares, Filamente
✅ Extrem dynamisch, ideal für Serienbilder und Videos
✅ Erfordert spezielles H-Alpha-Teleskop oder Filter mit Etalon
❌ Sehr kostenintensiv, enges Bandpassfenster notwendig

Calcium-K (393,4 nm)

✅ Sichtbar sind Plages, Magnetfelder und obere Photosphäre
✅ Kontrastreiche Strukturen – aber nur fotografisch sinnvoll
❌ Visuell oft unspektakulär oder nicht sichtbar


Ausrüstung für Solar Imaging

Refraktor oder kleiner Apo für Weißlicht- oder H-Alpha-Aufnahmen
ND5-Folie oder Herschelkeil für sichere Lichtdämpfung im Weißlicht
H-Alpha-Teleskop (z. B. Lunt, Coronado) oder H-Alpha-Filter mit Etalon-System
Monochromkamera mit hoher Framerate und geringem Rauschen
Software zur Bildauswahl und Stackverarbeitung (FireCapture, AutoStakkert!, ImPPG)

❌ Niemals ohne zertifizierten Filter auf die Sonne richten – extreme Gefahr für Augen und Technik
DSLR ungeeignet für H-Alpha – zu geringe Auflösung und Framerate
❌ Linsenteleskope mit Fokusverschiebung oder chromatischer Aberration nur bedingt tauglich


Aufnahme- und Bearbeitungsschritte

  1. Sichere Filterung und Setup prüfen

  2. Fokus mithilfe von Live-View oder Bahtinovmaske einstellen

  3. Videoaufnahme (SER-Format) mit hoher Framerate durchführen

  4. Beste Frames mit AutoStakkert! auswählen und stacken

  5. Schärfen und Kontrast mit ImPPG oder Photoshop verbessern

  6. Optional: Falschfarbendarstellung und Bildkomposition

Besonders H-Alpha-Aufnahmen profitieren stark von Lucky Imaging – also der Auswahl der besten Frames in kurzen Momenten ruhiger Atmosphäre.


Vorteile von Solar Imaging

✅ Tägliche Beobachtungsmöglichkeit – unabhängig von Jahreszeit
✅ Viel Aktivität: Sonnenflecken, Flares, Protuberanzen
✅ Kurze Belichtungszeiten, keine Nachführung notwendig
✅ Ideal für Tagesprojekte oder Outreach-Veranstaltungen
✅ Erstaunliche Strukturen in hoher Auflösung möglich


Nachteile und Herausforderungen

❌ Sehr hohe Sicherheitsanforderungen – Sonnenlicht kann irreparable Schäden verursachen
❌ H-Alpha- oder Ca-K-Ausrüstung sehr kostenintensiv
Seeing (Luftunruhe) tagsüber oft schlechter als nachts
Fokus sehr empfindlich – kleinste Abweichungen zerstören Details
❌ Ohne Tuning (z. B. Doppler Shift, Flatfield) bleiben viele Strukturen unsichtbar


FAQ – Häufige Fragen

Ist Solar Imaging gefährlich?
✅ Nur, wenn die richtigen Filter verwendet werden. ❌ Ohne zertifizierten ND5-Filter oder Herschelkeil darf niemals direkt auf die Sonne gezielt werden – weder mit Kamera noch mit bloßem Auge.

Kann ich mit einer DSLR Sonnenbilder aufnehmen?
✅ Im Weißlicht mit Sonnenfilter ja, ❌ aber nicht für H-Alpha – dort sind spezielle Kameras mit hoher Framerate nötig.

Wie gelingt H-Alpha-Fotografie am besten?
Mit einem dedizierten H-Alpha-Teleskop (z. B. Lunt LS60) oder Filteraufsätzen (z. B. Daystar Quark) und einer monochromen Kamera. Stacken, Schärfen und Kontrastoptimierung sind unerlässlich.

Was sind Protuberanzen?
Protuberanzen sind Plasma-Auswürfe am Sonnenrand, sichtbar im H-Alpha-Licht. Sie können über Stunden oder Minuten stark variieren und sind spektakuläre Ziele.

Was mache ich bei schlechtem Seeing?
Kurze Videos aufnehmen (z. B. 1000–3000 Frames) und die besten 10–20 % stacken. Frühmorgens oder bei leichtem Wind ist das Seeing oft besser.


Fazit

Solar Imaging ist ein eigener Zweig der Astrofotografie, bei dem spektakuläre Strukturen auf der Sonne sichtbar gemacht werden – von Sonnenflecken bis hin zu Plasmaeruptionen. Es erfordert spezielle Ausrüstung und höchste Sicherheitsvorkehrungen, bietet dafür aber fast ganzjährig motivreiche, dynamische und wissenschaftlich interessante Ziele. Wer tiefer einsteigen möchte, findet im H-Alpha-Bereich ein enorm spannendes Feld für kreative und technische Weiterentwicklung.