Ritchey-Chrétien (RC)
Das Ritchey-Chrétien-Teleskop – kurz RC – ist ein spezieller Typ eines spiegelbasierten Cassegrain-Teleskops, das besonders für die Astrofotografie mit großem Sensorfeld entwickelt wurde. Es verwendet zwei hyperbolische Spiegel (Primär- und Sekundärspiegel), um ein großes, ebenes und komafreies Bildfeld zu erzeugen – ideal für langbrennweitige, hochauflösende Deep-Sky-Aufnahmen.
RC-Teleskope werden häufig in Forschungsobservatorien und professionellen Sternwarten verwendet – unter anderem ist das berühmte Hubble-Weltraumteleskop ein Ritchey-Chrétien-System.
Heute gibt es auch erschwingliche RCs für Amateur-Astrofotografen – mit Brennweiten zwischen 800 mm und 3000 mm, meist bei Öffnungsverhältnissen von f/8.
Aufbau und optische Besonderheiten
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✅ Zentraler Primärspiegel (konkav, hyperbolisch)
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✅ Sekundärspiegel (konvex, hyperbolisch)
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✅ Keine Linsen im optischen Weg – nur Spiegel
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✅ Fokussierung meist am hinteren Ende des Tubus
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✅ Sehr geringer Astigmatismus und keine Koma im Feldzentrum
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✅ RCs sind nicht farbfehlerfrei, sondern farbunabhängig (reine Spiegeloptik)
Vorteile des Ritchey-Chrétien-Designs (Bullet Points)
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✅ Kein Koma – perfekte Sternabbildung bis in die Ecken
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✅ Ebener Bildfokus – ideal für große CMOS/CCD-Sensoren
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✅ Hohe Auflösung bei langer Brennweite
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✅ Keine Farbfehler (reine Spiegeloptik)
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✅ Thermisch stabiler als Linsenteleskope bei großen Öffnungen
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✅ Zukunftssicher für Vollformat & größer
Vergleich: RC vs. andere Teleskoptypen
Merkmal | RC | Newton | SC (Schmidt-Cassegrain) |
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Korrektur von Koma | Ja | Nein (nur mit Komakorrektor) | Nein (aber zentriert besser) |
Bildfeld | Flach | Gewölbt | Gewölbt |
Farbkorrigiert | Ja (reine Spiegeloptik) | Ja | Ja |
Justageaufwand | Hoch | Mittel | Mittel |
Kompatibilität mit Vollformat | Sehr gut | Eingeschränkt (je nach Korrektor) | Eingeschränkt |
Typische Brennweite | 1000–3000 mm (f/8) | 400–1000 mm (f/4–f/6) | 1500–2800 mm (f/10) |
Backfocus-Flexibilität | Hoch | Mittel | Mittel |
Typische RC-Modelle für die Astrofotografie
Hersteller | Modellbeispiele | Öffnung / Brennweite |
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GSO / Teleskop-Service | RC 6″, 8″, 10″, 12″ | 152–300 mm / f/8 |
iOptron Photron | RC 6″, RC 8″ | f/8, Carbon- oder Stahl-Tubus |
Astro-Tech | AT8RC, AT10RC | f/8, Vollformat-kompatibel |
PlaneWave | CDK12.5, CDK20 etc. | Premiumklasse |
Häufige Anwendungsbereiche
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Galaxien- und Nebelfotografie mit großem Sensor
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Langbrennweitige Deep-Sky-Fotografie mit hoher Auflösung
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Mond- und Planetenfotografie mit feinen Details
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Astrometrie und Photometrie (Dank ebener Bildfläche und guter Abbildung)
FAQ – Häufige Fragen
Ist ein RC für Einsteiger geeignet?
→ Nur bedingt. RCs erfordern sorgfältige Justage (Kollimation), saubere Kühlung und gutes Verständnis von Backfocus-Abständen. Sie lohnen sich besonders für Fortgeschrittene und Profis.
Brauche ich einen Flattener für RCs?
→ Nein – das Bildfeld ist von Natur aus flach, speziell für große Sensoren. Manche nutzen Reducer, aber ein Flattener ist meist nicht nötig.
Gibt es Farbfehler bei RCs?
→ Nein. Reine Spiegeloptik ist farbunabhängig – keine chromatische Aberration wie bei Linsenteleskopen.
Wie schwer sind RCs?
→ Ab 8″ Öffnung >6–10 kg, 10″ Modelle >15 kg – eine stabile Montierung ist Pflicht.
Kann ich mit einem RC visuell beobachten?
→ Möglich, aber sie sind nicht dafür optimiert. Die Stärken liegen ganz klar in der Fotografie.
Fazit
Ein Ritchey-Chrétien-Teleskop ist die perfekte Wahl für ambitionierte Astrofotograf*innen, die maximale Abbildungsleistung und ein großes, ebenes Bildfeld bei hoher Brennweite wünschen – ohne Koma, ohne Farbfehler und mit zukunftssicherer Sensorabdeckung. Wer die Justage beherrscht und eine gute Montierung hat, erhält mit einem RC ein professionelles Imaging-System, das auch mit großen CCDs oder CMOS-Kameras problemlos mithalten kann.