RAW-Dateiformat in der Astrofotografie
Das RAW-Format ist ein nicht komprimiertes bzw. nur minimal verarbeitetes Bildformat, das alle Sensordaten einer Kamera in ihrer originalen, unbearbeiteten Form enthält. In der Astrofotografie ist RAW der definitive Standard, da es maximale Kontrolle über Belichtung, Farbinformation, Kontrast, Dynamikumfang und Rauschen ermöglicht.
Im Gegensatz zu Formaten wie JPEG oder TIFF speichert RAW keine fertig entwickelten Bilder, sondern die reinen Rohdaten des Sensors, einschließlich linearem Signal, Farbinformationen pro Pixel und Metadaten (ISO, Gain, Belichtungszeit etc.). Diese Eigenschaften machen es unverzichtbar für die Kalibrierung, das Stacking und die Bearbeitung in der Astrofotografie.
Warum RAW? Vorteile für Astrofotograf*innen (Bullet Points)
-
✅ Kein Datenverlust durch Kompression – maximale Bildqualität
-
✅ Volle Bit-Tiefe (z. B. 14 oder 16 Bit statt 8 Bit bei JPEG)
-
✅ Unverarbeitetes lineares Bildsignal – ideal für Stacking & Flat-Korrektur
-
✅ Korrektur von Weißabgleich & Belichtung im Nachhinein möglich
-
✅ Kompatibel mit Kalibrierungsbildern (Darks, Flats, Bias)
-
✅ Besonders wichtig bei Schwachlichtaufnahmen & Schmalbandfiltern
RAW vs. JPEG vs. FITS – Vergleichstabelle
Merkmal | RAW | JPEG | FITS (Astronom.) |
---|---|---|---|
Kompression | Verlustfrei / minimal | Stark verlustbehaftet | Verlustfrei (wissenschaftlich) |
Bit-Tiefe | 12–16 Bit | 8 Bit | 16+ Bit |
Farbraum | Sensorfarben (Bayer-Muster) | SRGB oder AdobeRGB | Linear (Monochrom / RGB) |
Bearbeitbarkeit | Extrem hoch | Eingeschränkt | Hoch (aber meist für Astrotools) |
Dateigröße | Mittel | Gering | Hoch |
Anwendung | DSLR, Systemkamera | Nur Vorschau oder Hobbyfotos | Spezialsoftware für Astrofoto |
Typische RAW-Formate in der Astrofotografie
Kamera-Typ | RAW-Format | Hinweise |
---|---|---|
Canon DSLR | .CR2 , .CR3 |
Weit verbreitet, gute Modifizierbarkeit |
Nikon DSLR | .NEF |
Proprietär, aber gut unterstützt |
Sony / Fujifilm | .ARW , .RAF |
Proprietär, aber RAW-Standard |
Astrokameras (ZWO, QHY) | .FIT , .RAW16 |
FITS direkt oder 16-Bit-RAW aus Software |
Software-Export (PixInsight etc.) | .TIFF , .XISF |
Entwickeltes RAW, linear gespeichert |
Praxis in der Astrofotografie
-
RAW-Dateien werden gestackt, nicht entwickelt – d. h. Debayering, Stretching und Farbbalance finden nachträglich statt
-
In Tools wie DeepSkyStacker, Siril, PixInsight oder AstroPixelProcessor wird RAW als lineares Datenformat verarbeitet
-
Moderne Astrosoftware bietet automatisches Debayering für RAW aus Farbsensoren
-
RAW erlaubt exakte Kalibrierung mit Dark / Flat / Bias-Frames
-
Nach dem Stack: Export als TIFF oder XISF für Weiterverarbeitung (Photoshop, PixInsight etc.)
FAQ – Häufige Fragen
Warum nicht einfach JPEG verwenden?
→ JPEG ist verarbeitet, komprimiert und beschneidet Farbinformation auf 8 Bit. Für die feine Himmelsstrukturierung ist das absolut unbrauchbar.
Ist RAW = FITS?
→ Nein, aber vergleichbar. FITS ist das professionelle astronomische Datenformat, während RAW meist aus Consumer-Kameras stammt. Beide speichern lineare Daten mit hoher Bit-Tiefe.
Muss ich RAW zuerst „entwickeln“?
→ Nein – in der Astrofotografie bleiben RAW-Dateien unentwickelt bis zum Stacking. Erst danach erfolgt die eigentliche Bildentwicklung (Stretch, Farbkorrektur etc.).
Wie groß sind RAW-Dateien?
→ Zwischen 20 MB (DSLR) und 50–100 MB (Astrokamera, Mono, 16-Bit). Aber: Qualität vor Speicherplatz.
Wie lese ich RAW-Dateien aus?
→ Mit Tools wie Siril, DSS, PixInsight, RawTherapee, Adobe Camera RAW oder dedizierter Astrofoto-Software.
Fazit
Das RAW-Format ist das Herzstück jeder ernsthaften Astrofotografie. Nur in diesem Format bleiben die vollen Sensordaten erhalten, die für das Stacking, die Kalibrierung und die feinfühlige Bearbeitung notwendig sind. Wer in JPEG fotografiert, verschenkt nicht nur Qualität, sondern macht echte Astrofotografie fast unmöglich. Ob mit DSLR, spiegelloser Systemkamera oder gekühlter Astrokamera – RAW ist Pflicht.