Die Polhöhe ist ein fundamentaler Begriff bei der Nutzung parallaktischer Montierungen. Sie beschreibt den Winkel zwischen dem Horizont und dem Himmelspol (also dem Punkt, um den sich der Himmel scheinbar dreht). In der Praxis ist die Polhöhe der Einstellwinkel der Rektaszensionsachse (RA-Achse) der Montierung über dem Horizont – sie entspricht der geografischen Breite des Beobachtungsortes.
Beispiel:
Befindet man sich auf 50° nördlicher Breite (z. B. Frankfurt), muss die RA-Achse der Montierung auf 50° über dem Horizont ausgerichtet werden – genau auf den Himmelsnordpol, nahe Polaris.
Eine korrekt eingestellte Polhöhe ist essenziell für eine exakte Poljustierung (Polar Alignment) und damit für präzise Nachführung bei der Astrofotografie.
Technischer Hintergrund
Die Erde rotiert um ihre Achse. Diese Achse zeigt in der nördlichen Hemisphäre in Richtung Polaris (nicht exakt, aber sehr nahe). Die RA-Achse einer parallaktischen Montierung muss parallel zur Erdachse verlaufen, damit sich Sterne nur mit einer einzigen Achsenbewegung (RA) verfolgen lassen.
Dafür wird die Achse im Winkel der geografischen Breite nach oben geneigt – das ist die Polhöhe.
Polho¨he (°)=geografische Breite (°)\text{Polhöhe (°)} = \text{geografische Breite (°)}
So stellst du die Polhöhe richtig ein
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An deiner Montierung gibt es eine Höhenschraube oder -skala, meist im Bereich von 0° bis 90°.
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Stelle diesen Winkel entsprechend deinem Standort ein:
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z. B. München → 48.1°
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Hamburg → 53.6°
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Bern → 46.9°
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Kapstadt (Südhalbkugel) → ~34°
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Verwende ggf. eine Wasserwaage + Smartphone-Neigungsmesser-App zur exakten Einstellung
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Bei modernen Montierungen kannst du auch elektronisch via Plate Solving die Polhöhe optimieren
Vorteile korrekter Polhöhe
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Die RA-Achse ist mechanisch nahe am Himmelspol → bessere Nachführung
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Weniger Drift bei Langzeitbelichtungen
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Genaue Grundlage für automatisches Plate Solving und Goto
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Unterstützt exaktes Autoguiding
Tabelle: Polhöhe in verschiedenen Städten
Stadt | Breitengrad (°) | Polhöhe = RA-Neigung (°) |
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München | 48.1° N | 48.1° |
Berlin | 52.5° N | 52.5° |
Zürich | 47.4° N | 47.4° |
Wien | 48.2° N | 48.2° |
Sydney | 33.9° S | 33.9° (auf Südpole gerichtet) |
Quito (Äquator) | 0.0° | 0.0° (RA-Achse liegt horizontal) |
Bullet Points – Wichtige Hinweise zur Polhöhe
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Polhöhe = Breitengrad → einfach und direkt bestimmbar
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Essentieller Teil der Poljustierung jeder parallaktischen Montierung
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Falsch eingestellte Polhöhe führt zu Drift, Bildfelddrehung und schlechten Guiding-Ergebnissen
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Besonders relevant bei mobilen Setups, die jedes Mal neu eingerichtet werden
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Einige Montierungen bieten Gradskalen mit Feintrieb für exakte Einstellung
FAQ – Häufige Fragen
Was passiert, wenn ich die Polhöhe falsch einstelle?
Eine falsche Polhöhe führt zu Drift in der Deklination, schlechter Nachführung und Bildfelddrehung – vor allem bei längeren Belichtungen.
Ist die Polhöhe dasselbe wie der Winkel zum Polarstern?
Fast. Der Polarstern liegt rund 0.7° vom Himmelspol entfernt, also minimal versetzt. Für die Polhöhe gilt aber: Breitengrad = Höhe des Himmelspols.
Wie genau muss ich die Polhöhe einstellen?
Für einfache Beobachtungen reichen 1–2° Genauigkeit. Für Astrofotografie solltest du unter 1° bleiben – ideal <5′ (Bogenminuten).
Ist die Polhöhe bei Altazimut-Montierungen relevant?
Nein. Nur parallaktische Montierungen benötigen eine korrekt eingestellte Polhöhe.
Kann ich die Polhöhe mit Software bestimmen?
Ja. Tools wie NINA, SharpCap oder ASIAIR zeigen nach Plate Solving die genaue Abweichung zur idealen Polhöhe.
Fazit
Die Polhöhe ist eine fundamentale Einstellung bei parallaktischen Montierungen. Sie bestimmt die Neigung der RA-Achse zur Erdachse und muss exakt dem geografischen Breitengrad des Beobachtungsorts entsprechen. Eine korrekt eingestellte Polhöhe bildet die Basis für eine saubere Poljustierung – und damit für exakte Nachführung, scharfe Langzeitbelichtungen und stabile Guiding-Ergebnisse. Egal ob du visuell beobachtest oder Deep-Sky-Fotos mit hoher Brennweite aufnimmst – ohne richtige Polhöhe wird’s nichts mit den Sternen.