Noise Reduction in der Astrofotografie
Noise Reduction (Rauschreduzierung) beschreibt alle Maßnahmen zur Reduktion von Bildrauschen, das bei der digitalen Aufnahme von lichtschwachen Objekten in der Astrofotografie entsteht. Rauschen mindert die Bildqualität und kann feine Details überdecken – besonders bei Langzeitbelichtungen mit hoher ISO.
Was ist Bildrauschen?
Bildrauschen entsteht durch zufällige Helligkeits- oder Farbschwankungen, die nicht Teil des tatsächlichen Bildinhalts sind. Es tritt besonders bei:
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hohen ISO-Werten
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langen Belichtungen
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hohen Temperaturen
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kleinen Sensoren
auf.
Arten von Rauschen:
Rauschtyp | Beschreibung |
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Luminanzrauschen | Helligkeitsschwankungen einzelner Pixel |
Farbrauschen (Chrominanz) | Zufällige Farbverfälschungen |
Thermisches Rauschen | Durch Sensorwärme verursachte Pixelfehler |
Ausleserauschen | Elektronisches Rauschen beim Sensorauslesen |
Quantisierungsrauschen | Entsteht durch digitale Signalumwandlung |
Methoden der Noise Reduction
1. Hardwareseitige Maßnahmen
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Kühlung des Sensors (z. B. bei gekühlten CMOS-Astrokameras)
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Sensorwahl mit geringem Grundrauschen (z. B. Sony IMX571)
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Dunkelkalibrierung (Dark Frames)
2. Aufnahmetechniken
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Stacking: Median- oder Durchschnittsbildung aus vielen Einzelbelichtungen → Rauschen mittelt sich weg
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Dithering: Geringfügiges Verschieben der Kamera zwischen den Aufnahmen → systematisches Rauschen (z. B. Amp Glow) verteilt sich
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Optimierte Belichtungszeit: Nicht zu kurz (nicht genug Signal), nicht zu lang (mehr Hitze)
3. Softwarebasierte Methoden
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Rauschreduzierung per Algorithmus (z. B. Topaz DeNoise, PixInsight, Photoshop)
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Wavelet-Transformationen
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Multiscale Linear Transformation
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Maskenbasiertes Entrauschen (nur in dunklen Bildbereichen)
Formel: Rauschverhalten beim Stacking
Je mehr Frames gestackt werden, desto stärker sinkt das Rauschen.
Rauschreduktion ∝ 1 / √n
n = Anzahl der gestackten Bilder
Beispiel:
100 gestackte Bilder → Rauschen wird um den Faktor 10 reduziert.
Vergleich von Methoden
Methode | Rauschreduktion | Detailerhalt | Aufwand |
---|---|---|---|
Stacking | Hoch | Sehr gut | Hoch |
Darkframes | Mittel | Gut | Mittel |
Softwarefilter | Mittel bis hoch | Variabel | Gering |
Sensor-Kühlung | Sehr hoch | Sehr gut | Hardwareabhängig |
Best Practices zur Noise Reduction
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Möglichst viele Lightframes stacken
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Immer mit Darks, Flats, Bias kalibrieren
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In der linearen Phase entrauschen (vor Stretching)
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Rauschreduzierung nur in strukturlosen Bereichen anwenden
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Dithering aktivieren, besonders bei Autoguiding
FAQ zur Noise Reduction
Was ist besser: Viele kurze oder wenige lange Belichtungen?
Viele kürzere Belichtungen mit Stacking sind oft besser – da weniger überbelichtet, aber mit höherem Aufwand. Wichtig ist eine gute Signalmenge.
Was bedeutet „Amp Glow“?
Ein thermisches Rauschen am Rand des Sensors bei CMOS-Kameras, das sich durch Darks und Dithering gut entfernen lässt.
Welche Software eignet sich zur Entrauschung?
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PixInsight (MultiscaleLinearTransform, TGVDenoise)
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Topaz DeNoise AI
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Photoshop Camera Raw Noise Reduction
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AstroPixelProcessor
Kann ich auch nachträglich noch entrauschen?
Ja – aber zu starkes Entrauschen reduziert oft auch feine Details. Daher immer mit Masken oder adaptiven Methoden arbeiten.
Fazit
Noise Reduction ist in der Astrofotografie unverzichtbar. Mit einer Kombination aus sauberer Aufnahme, Kalibrierframes, Stacking und gezielter Softwareanwendung lassen sich beeindruckend rauschfreie Bilder erzielen – ohne dabei Strukturen zu verlieren.