Nachführung (Tracking) in der Astrofotografie
Die Nachführung ist ein grundlegendes Element in der Astrofotografie. Sie ermöglicht scharfe Langzeitbelichtungen von Himmelsobjekten, indem sie die scheinbare Bewegung der Sterne, verursacht durch die Erdrotation, ausgleicht.
Was bedeutet Nachführung?
Nachführung, auch Tracking genannt, bezeichnet das kontinuierliche Mitbewegen einer Kamera oder eines Teleskops mit der scheinbaren Himmelsbewegung. Diese Bewegung entsteht durch die Rotation der Erde.
Ohne Nachführung erscheinen Sterne auf Fotos als Strichspuren, weil sich die Erde während der Belichtung dreht.
Warum ist Nachführung wichtig?
Die Erdrotation führt dazu, dass sich Himmelsobjekte mit etwa 15 Bogensekunden pro Sekunde über den Himmel bewegen. Bei Belichtungen länger als ein paar Sekunden ist diese Bewegung sichtbar.
Vorteile der Nachführung:
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Ermöglicht Langzeitbelichtungen ohne Sternspuren
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Höhere Detailschärfe bei Deep-Sky-Objekten
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Bessere Signal-Rausch-Verhältnisse durch Stacking mehrerer geführter Aufnahmen
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Nutzung von lichtschwächeren Objektiven/Teleskopen möglich
Typen von Nachführsystemen
Nachführsystem | Beschreibung | Geeignet für |
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Manuelle Nachführung | Händisches Nachführen über Sucher oder Steuerung | Einsteiger, kurze Belichtungen |
Motorisierte Nachführung | Mithilfe eines Motors, oft in azimutalen oder parallaktischen Montierungen | Fortgeschrittene, Deep-Sky |
Autoguiding | Zusätzliches Leitrohr + Kamera korrigiert Abweichungen automatisch | Langzeitbelichtung, Profis |
Die Nachführformel
Ein Richtwert, ab wann Nachführung erforderlich ist, liefert die 500er-Regel:
Belichtungszeit (Sekunden) = 500 / Brennweite (mm)
Beispiel:
Bei 50 mm Brennweite → 500 / 50 = 10 Sekunden
Diese Regel gilt nur bei Kameras mit Vollformatsensor und ohne Nachführung.
Nachführgenauigkeit und Fehler
Fehlerquellen bei der Nachführung:
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Periodischer Schneckenfehler (PE): Wiederholender Fehler durch mechanische Ungenauigkeit
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Poljustagefehler: Falsche Ausrichtung auf den Himmelspol
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Backlash: Spiel in der Zahnung der Montierung
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Seeing-Effekte: Atmosphärische Störungen
Gute Nachführung erkennt man an:
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Punktförmigen Sternen bei Langzeitbelichtungen
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Wenig bis keine Korrekturen durch Autoguider
Techniken zur Verbesserung der Nachführung
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Exakte Poljustierung (z. B. mit Polemaster oder durch Driftmethode)
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Einsatz von Autoguiding-Systemen
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Hochwertige parallaktische Montierungen
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Regelmäßige Wartung und Kalibrierung der Montierung
FAQ zur Nachführung
Was passiert, wenn ich ohne Nachführung fotografiere?
Ohne Nachführung entstehen bei längeren Belichtungszeiten Sternspuren. Dies kann künstlerisch wirken (Startrails), ist aber für Deep-Sky-Fotografie ungeeignet.
Wie lange kann ich ohne Nachführung belichten?
Je nach Brennweite und Sensorgröße zwischen 5–20 Sekunden. Danach entstehen sichtbare Strichspuren.
Brauche ich für Planetenfotografie eine Nachführung?
Nicht zwingend, da Planeten sehr hell sind und kurze Belichtungszeiten ausreichen. Für Videoaufnahmen oder Lucky Imaging aber empfehlenswert.
Ist Autoguiding immer nötig?
Nicht unbedingt. Für viele Motive reichen auch gute mechanische Nachführungen. Bei langen Brennweiten und Belichtungen über 2 Minuten ist Autoguiding jedoch ratsam.
Fazit
Die Nachführung ist das Rückgrat jeder ernsthaften Astrofotografie-Ausrüstung. Sie ermöglicht es, die Erdrotation zu kompensieren und feinste Details aus dem Kosmos festzuhalten. Je genauer die Nachführung, desto schärfer und detailreicher das Bild.