Justage in der Astrofotografie
Die Justage bezeichnet in der Astrofotografie und Astronomie die feinmechanische Ausrichtung und Einstellung optischer Elemente, insbesondere von Teleskopen. Ziel ist es, dass das Licht exakt entlang der optischen Achse durch das System fällt, sodass scharfe, verzerrungsfreie Bilder entstehen. Eine präzise Justage ist Voraussetzung für hochwertige astronomische Aufnahmen – sie beeinflusst sowohl die Schärfe, die Kontrastleistung als auch das Beugungsscheibchen eines Sterns im Fokus.
Gerade bei reflektierenden Teleskopen wie Newton- oder Cassegrain-Systemen ist die regelmäßige Justage unverzichtbar. Aber auch bei Refraktoren, insbesondere bei apochromatischen Linsenteleskopen, kann eine minimale Dejustage die Bildqualität sichtbar beeinträchtigen – etwa durch Farbfehler oder asymmetrische Sternabbildungen.
Warum ist Justage so wichtig?
Ein nicht korrekt justiertes Teleskop erzeugt Abbildungsfehler, wie:
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Komabildung (schwanzartige Verzerrung bei Newton-Teleskopen)
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Verlust an Kontrast und Schärfe
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Unsymmetrische Sternabbildung
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Unpräzise Fokuslage
Gerade bei der Astrofotografie wirken sich diese Fehler massiv aus, da bereits kleine Abweichungen über viele Einzelbilder hinweg Qualität kosten.
Typische Komponenten, die justiert werden:
Bauteil | Justageart |
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Fangspiegel (Sekundärspiegel) | Neigung und Zentrierung |
Hauptspiegel (Primärspiegel) | Neigung |
Okularauszug | Orthogonalität zur optischen Achse |
Korrektoren / Flattener | Lage zur Brennebene |
Kamera/Tilt-Adapter | Sensorausrichtung |
Methoden zur Justage
Es gibt verschiedene Werkzeuge und Methoden, um ein Teleskop korrekt zu justieren:
1. Cheshire Okular
Ein einfaches optisches Hilfsmittel, das mit reflektierendem Zielkreuz arbeitet. Besonders geeignet für Newton-Teleskope.
2. Justierlaser
Ein Laser wird in den Okularauszug eingespannt und zeigt auf die Spiegel. Perfekt für schnelle Kontrolle – aber nur präzise bei gut zentriertem Okularauszug!
3. Auto-Collimator
Ein Spiegel mit zentraler Lochöffnung zur besonders feinen Abstimmung – z. B. bei hochwertigen Newtons.
4. Star-Test (Sternabbildungstest)
Ein praktischer Echtzeittest am Himmel: Man fokussiert einen Stern leicht intra- und extrafokal und beurteilt die Ringstruktur. Abweichungen geben Hinweise auf Justagefehler.
Häufige Fehler bei der Justage
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Laser nicht selbst justiert → führt zu falschen Ergebnissen
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Fangspiegel nicht zentriert → asymmetrisches Bildfeld
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Primärspiegel nicht parallel → Fokus driftet beim Nachführen
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Tilt nicht erkannt → Sterne verzogen am Bildrand
Wie oft sollte man justieren?
Teleskoptyp | Empfohlene Justagefrequenz |
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Newton (f/5 oder schneller) | vor jeder Session |
Cassegrain | monatlich / bei Transport |
Refraktor | selten (nur bei sichtbarem Fehler) |
RC-Systeme | regelmäßig, sehr empfindlich |
Merksatz: Je kürzer die Brennweite und je mobiler das Teleskop, desto häufiger sollte justiert werden.
Tipps für perfekte Justage
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Lass das Teleskop vorher thermisch auskühlen
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Nutze einen künstlichen Stern oder echten Stern bei guter Luft
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Prüfe, ob dein Justierlaser selbst justiert ist (Kreuztest!)
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Dokumentiere deine optimalen Einstellungen
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Baue dir eine Justagehilfe (z. B. 3D-gedruckte Halter)
FAQ zur Justage
Muss ich mein Teleskop jedes Mal neu justieren?
Nein – nur reflektierende Teleskope, besonders Newtons, verlieren durch Transport oder Temperaturunterschiede oft ihre Justage. Refraktoren sind robuster.
Reicht ein Justierlaser?
Ja, für die Grobausrichtung – aber ein Sterntest oder Auto-Collimator liefert feinere Ergebnisse.
Wie merke ich, dass mein Teleskop dejustiert ist?
Typisch sind kometenhafte Sterne, Unschärfen am Bildrand oder ein fokusabhängiger Bildversatz.