Astrofotografie auf La Palma

Inhaltsverzeichnis

Warum La Palma ein Paradies für Astrofotografie ist

La Palma – die „Isla Bonita“ der Kanaren – ist weit mehr als nur ein Naturparadies mit grünen Schluchten, Vulkanlandschaften und atemberaubenden Küsten. Für Astrofotograf

zählt sie zu den besten Orten in Europa, um den Nachthimmel in seiner ganzen Tiefe und Klarheit festzuhalten.

Die geografische Lage der Insel, kombiniert mit ihrer strengen Lichtschutzverordnung und den stabilen Wettermustern, machen La Palma zu einem einzigartigen Spot für Sternenbeobachtung und Astrofotografie. Die Luft ist trocken, die Atmosphäre oft ruhig, und die Nächte sind erstaunlich dunkel – selbst in Küstennähe.

Besonders stolz ist die Insel auf ihr internationales UNESCO-Starlight-Reserve. Dieses Siegel garantiert nicht nur eine vorbildliche Lichtschutzpolitik, sondern schützt aktiv den dunklen Himmel als kulturelles und wissenschaftliches Erbe. Auf dem höchsten Punkt der Insel, dem Roque de los Muchachos (2.426 m), befindet sich eines der bedeutendsten Observatorien der Welt. Kein Zufall, dass hier Weltraumagenturen, Universitäten und Forschungsinstitute ihre Teleskope installiert haben.

Ich selbst fotografiere seit Jahren auf La Palma – oft über Wochen hinweg, teils alleine, teils im Rahmen meiner Workshops. In dieser Zeit habe ich nicht nur die optimalen Spots kennengelernt, sondern auch viele Feinheiten rund um Wetter, Timing und Planung entdeckt, die eine Astrofotoreise auf die Insel wirklich besonders machen. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen – damit du deine Reise optimal vorbereiten kannst.

Astrofotografie Reise La Palma


Beste Reisezeit für Astrofotografen

La Palma bietet ganzjährig hervorragende Bedingungen für die Astrofotografie – doch nicht jede Jahreszeit ist gleich gut geeignet. Wer seine Reise gezielt plant, kann das Beste aus klaren Nächten, stabiler Luft und den besten Sternenkonstellationen herausholen.

Trockenzeiten vs. Passatwolken

Das Klima auf La Palma wird stark vom Nordostpassat beeinflusst. Dieser bringt regelmäßig Wolken, die an der Nordostseite der Insel aufsteigen und sich in mittleren Höhen stauen – die sogenannte „passatbedingte Wolkendecke“.

Das Gute daran: Die Sternwarten am Roque de los Muchachos und viele Astrofotospots liegen oberhalb dieser Wolkendecke – und bieten dann perfekte Bedingungen, während die Küste unter einer Wolkendecke verschwindet.

In den Sommermonaten (ca. Mai–September) herrscht Trockenzeit: Es regnet kaum, die Nächte sind lang und stabil, und die Wahrscheinlichkeit für klare Sicht ist sehr hoch. Auch der Wind ist oft schwächer – ein Vorteil für Langzeitbelichtungen.

Calima und andere Wetterphänomene

Einziger Störfaktor in den Sommermonaten kann der sogenannte Calima sein – ein heißer, trockener Wind aus der Sahara, der Staubpartikel in die Luft bringt und die Sichtverhältnisse verschlechtern kann. Calima tritt unregelmäßig auf, meist für wenige Tage, vor allem zwischen Juni und September. Es lohnt sich, bei der Reiseplanung darauf zu achten – oder vor Ort flexibel zu bleiben.

Die besten Monate für Astrofotografie auf La Palma

Mein persönlicher Favorit ist der Zeitraum von April bis Oktober – hier sind die Nächte meist klar, die Temperaturen angenehm und das Wetter stabil. März und November können ebenfalls gute Bedingungen bieten, erfordern aber etwas mehr Flexibilität. Im Winter ist das Wetter wechselhafter, besonders in den mittleren und unteren Höhenlagen, dafür bieten sich besondere Konstellationen, wie etwa der Orionnebel in voller Pracht.

Was ist wann am Himmel zu sehen?

Die Sternbilder und Deep-Sky-Objekte variieren natürlich mit der Jahreszeit. Ein Überblick:

  • Frühjahr (März–Mai): Leo, Jungfrau, Galaxien wie M81/M82 und der Virgohaufen
  • Sommer (Juni–August): Milchstraße zentral, Schütze, Adlernebel, Nordamerikanebel
  • Herbst (September–November): Andromeda-Galaxie, Pegasus, Perseus
  • Winter (Dezember–Februar): Orion, Plejaden, Rosettennebel, Wintermilchstraße


Wo übernachten? Unterkunftstipps für Astrofotografen

Die Wahl der Unterkunft auf La Palma ist für Astrofotograf

mehr als nur eine Frage des Komforts – sie kann darüber entscheiden, ob du spontan eine klare Nacht nutzen kannst oder erst eine halbe Stunde ins Gebirge fahren musst. Wer strategisch plant, kann auch direkt von der Terrasse aus fotografieren – ganz ohne nächtliche Fahrten.

Regionen mit wenig Lichtverschmutzung

Für optimale Bedingungen empfehlen sich vor allem Unterkünfte in den weniger besiedelten, westlichen und nordwestlichen Teilen der Insel:

  • Tijarafe: Relativ gut erreichbar, viele Fincas mit Meerblick und dunklen Himmeln
  • Puntagorda: Sehr beliebt bei Astrofans, viele Unterkünfte mit Dachterrasse oder Garten, auf ca. 600–1.200 m Höhe
  • Garafía: Noch abgelegener, extrem dunkler Himmel – ideal für Deep-Sky-Aufnahmen, aber längere Fahrzeiten

Diese Regionen profitieren davon, dass sie oberhalb der Lichtglocke von Los Llanos und El Paso liegen, aber trotzdem gut erreichbar sind.

Ferienhäuser vs. Hotels

Für Astrofotografie sind Ferienhäuser oder Fincas eindeutig im Vorteil:

  • Unabhängige Nutzung bei Zeiten, Beleuchtung und Geräuschen
  • Mehr Platz für Ausrüstung
  • Oft mit eigenem Garten, Terrasse oder Dachfläche – perfekt für den Aufbau

Hotels sind seltener astrofreundlich, da dort oft Beleuchtung und Verkehr eine Rolle spielen. Zudem bieten sie weniger Flexibilität.

Insider-Tipps: Was macht eine Unterkunft „astrofreundlich“?

Wenn du gezielt suchst oder nachfragst, achte auf:

  • Stromanschlüsse im Außenbereich (für Tracker, Kameras etc.)
  • Zugang zu einem Flachdach, einer großen Terrasse oder ebenem Garten
  • Geringe Eigenbeleuchtung oder abschaltbare Außenlichter
  • Gute Zufahrt auch bei Nacht
  • Höhenlage ab ca. 800 m – oberhalb der Wolkendecke, aber noch windgeschützt

Persönliche Empfehlungen

Für meine Workshops nutze ich regelmäßig ausgewählte Unterkünfte, die sich bewährt haben:

  • Hacienda La Palma: Eine traumhaft gelegene Anlage bei Garafía, auf ca. 1.350 m Höhe. Mehrere Einheiten, fantastischer Blick, absolute Ruhe. Ideal für kleine Gruppen oder Individualreisende mit viel Equipment.
  • Athos La Palma: Ein Astrocamp bei Las Tricias auf etwa 950 m Höhe, speziell für Astrofotograf und Himmelsbeobachter konzipiert. Mit eigenem Beobachtungsplatz, Mietinstrumenten, hervorragender Infrastruktur und einer astrofreundlichen Umgebung.


Die besten Spots für Astrofotografie auf La Palma

La Palma gilt nicht ohne Grund als einer der besten Orte der Welt für Astrofotografie. Die Kombination aus Höhenlagen, dunklem Himmel und vielfältiger Landschaft eröffnet unzählige Möglichkeiten – ob Milchstraße, Deep-Sky oder Sternspuren. Hier sind einige meiner bevorzugten Fotospots:

Hochgebirge: Weitblick über den Wolken

  • Roque de los Muchachos (2.426 m):
    Der höchste Punkt der Insel bietet einen beeindruckenden Blick über Wolken und die Caldera de Taburiente. Ideal für Milchstraßenpanoramen, Sternspuraufnahmen und Weitwinkelkompositionen.

    • Achtung: windanfällig und sehr kalt, auch im Sommer; ein stabiles Stativ ist notwendig
  • Llano de las Ventas / Umgebung Pico de la Cruz (ca. 2.000 m):
    Geschützter als der Roque, mit freiem Blick nach Osten. Besonders geeignet für den Aufgang der Milchstraße oder Deep-Sky-Aufnahmen.

Mittelgebirge: Wälder und Lichtungen

  • Zona Recreativa El Fayal (Puntagorda, ca. 1.200 m):
    Waldgebiet mit Lichtungen, ideal für Vordergrundmotive wie Kiefern oder Holzstrukturen.

    • Guter Kontrast zwischen natürlichem Vordergrund und Sternenhimmel
    • Parkplatz vorhanden
  • Monte Pavón (Tijarafe, ca. 1.300 m):
    Ein lokaler Geheimtipp mit guter Sicht über den Westhang. Einfach erreichbar und vielseitig einsetzbar.

Küste: Sterne über dem Atlantik

  • Porís de Candelaria (Tijarafe, Meeresniveau):
    Eine natürliche Felsgrotte mit atemberaubender Kulisse.

    • Nur bei ruhiger See und Ebbe zugänglich
    • Wegen Rutschgefahr nur für erfahrene Fotograf
  • Fajana de Franceses (Garafía, ca. 100–200 m):
    Sehr abgelegen, extrem dunkler Himmel. Perfekt für Deep-Sky- oder Weitwinkelaufnahmen mit Meereskulisse.

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Planung deiner Astrofotografie-Nacht – So nutzt du jede Stunde optimal

Eine erfolgreiche Nacht unter den Sternen beginnt nicht erst mit dem Aufbau deiner Kamera – sie beginnt viel früher. Wer gut plant, spart Zeit und Nerven und erhöht die Chancen auf außergewöhnliche Bilder. Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um deine Sternennacht ideal vorzubereiten.

Vorbereitung zu Hause: Zielobjekte und Zeitfenster festlegen

Bevor du dich auf den Weg zu einem Spot machst, solltest du genau wissen, was du fotografieren möchtest. Hier einige Fragen zur Planung:

  • Welches Himmelsobjekt möchtest du fotografieren – die Milchstraße, einen bestimmten Deep-Sky-Nebel oder Sternspuren?
  • Wann steht dein Zielobjekt am höchsten über dem Horizont?
  • Aus welcher Richtung kommt es – benötigst du freie Sicht nach Süden, Osten oder einer anderen Himmelsrichtung?
  • Wie wirkt der Mond? Ist es Neumond oder bietet die Phase interessante Beleuchtungsmöglichkeiten?

Tools für die Planung

  • Photopills: Alle Informationen zu Milchstraße, Mondphasen, Sonnenständen und Lichtverschmutzung in einer App.
  • Stellarium: Kostenlose Software, die dir den Sternenhimmel in Echtzeit simuliert und genaue Zeiten für Objekte liefert.
  • Clear Outside: Überblick über die Dunkelphasen und das Wetter an deinem Zielort.

Vor Ort: Spotwahl, Aufbau und Lichtprüfungen

Auch wenn du deinen Spot schon kennst, ist es ratsam, ihn bei Tageslicht oder in der Dämmerung zu überprüfen. Besonders abgelegene Spots auf La Palma können bei Nacht gefährlich oder schwer zugänglich sein.

Checkliste vor Ort:

  • Anfahrt planen: Manche Bergstraßen auf La Palma sind eng, steil und unbeleuchtet. Plane ausreichend Zeit ein.
  • Frühes Ankommen: Ideal ist es, 30 bis 60 Minuten vor der Dämmerung oder Dunkelheit am Spot zu sein, um in Ruhe aufzubauen.
  • Umgebungslicht prüfen: Gibt es störende Lichtquellen, wie Autoscheinwerfer oder entfernte Straßenlaternen?

Timing ist alles – Die Dämmerungsphasen verstehen

  • Goldene Stunde: Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang – ideal für die Vorbereitung der Landschaftsfotografie.
  • Blaue Stunde: Die Zeit kurz nach Sonnenuntergang, wenn der Himmel gleichmäßig blau leuchtet – perfekt für den Lichtabgleich und die Komposition.
  • Astronomische Dunkelheit: Erst nach der blauen Stunde herrscht echte Dunkelheit.

Auf La Palma solltest du daran denken, dass die Übergänge zwischen den Dämmerungsphasen durch die Nähe zum Äquator kürzer sein können als in Mitteleuropa.

Sicherheit und Komfort

Die Fotografie an entlegenen Orten verlangt besondere Vorbereitung und Vorsicht.

Was du mitnehmen solltest:

  • Warme Kleidung: Besonders in Höhenlagen wird es, selbst im Sommer, nachts oft unter 10°C kalt. Eine wind- und wasserdichte Jacke, Handschuhe und eine Mütze sind sinnvoll.
  • Verpflegung: Nimm ausreichend Wasser und Snacks mit, da viele Spots abgelegen sind und dort oft keine Infrastruktur vorhanden ist.
  • Navigation: Offline-Karten oder ein GPS-Gerät sind empfehlenswert, da oft kein Handyempfang besteht (z. B. in Garafía oder abgelegenen Küstenregionen).
  • Notfall-Backup: Lass jemanden wissen, wo du unterwegs bist, und plane für abgelegene Gebiete eine Rückfahrt im Dunkeln ein.

Kameraeinstellungen für perfekte Nachtaufnahmen

Die Technik, die hinter faszinierenden Astrofotos steckt, ist zwar kein Geheimnis, erfordert jedoch Präzision, Geduld und die richtige Einstellung deiner Kamera.

Das Belichtungsdreieck: ISO, Blende und Belichtungszeit

  1. ISO
    Die Empfindlichkeit deiner Kamera. Für die Astrofotografie sind ISO-Werte zwischen 1600 und 6400 häufig die beste Wahl.

    Wichtig: Wähle den höchsten ISO-Wert, bei dem das Rauschen deiner Kamera noch akzeptabel bleibt.

  2. Blende
    Nutze die größte mögliche Blendenöffnung deines Objektivs (z. B. f/2.8 oder f/1.4). Je größer die Blende, desto mehr Licht fällt ein – das ist besonders nachts entscheidend.

    Hinweis: Manche Objektive erzielen etwas schärfere Ergebnisse, wenn leicht abgeblendet wird (z. B. f/2.8 statt f/1.4).

  3. Belichtungszeit
    Die Belichtungszeit muss lang genug sein, damit ausreichend Licht einfällt, jedoch kurz genug, um keine Sternspuren entstehen zu lassen.

    Faustregel: Die 500er-Regel
    Maximale Belichtungszeit (in Sekunden) = 500 / Brennweite (in Millimetern, auf Vollformat bezogen)

    Beispiel:

    • 20-mm-Objektiv an einer Vollformat-Kamera: 500 ÷ 20 = max. 25 Sekunden

Manuell fokussieren im Dunkeln

Der Autofokus versagt bei Astrofotografie fast immer, daher solltest du manuell fokussieren.

Anleitung:

  1. Stelle den Fokusring auf unendlich (∞).
  2. Nutze den Live-View-Modus deiner Kamera und vergrößere das Bild digital (z. B. 10x Zoom).
  3. Suche einen markanten, hellen Stern.
  4. Drehe den Fokusring, bis der Stern als klarer Punkt erscheint (kein verschwommener Fleck).
  5. Optional: Verwende Hilfsmittel wie eine Bahtinov-Maske für absolute Präzision.

Tipp: Markiere die exakte Fokuseinstellung mit Klebeband, um sie für die spätere Nutzung leicht zu finden.


Zusätzliche Tipps für optimale Einstellungen

  • Weißabgleich: Stelle ihn manuell auf etwa 3800 bis 4200 Kelvin ein. So bleibt der Nachthimmel neutral.
  • Bildstabilisator: Deaktiviere ihn auf statischen Stativen, um Mikroverwacklungen zu vermeiden.
  • RAW-Format: Verzichte auf JPEG und fotografiere ausschließlich in RAW. So erhältst du maximale Freiheit bei der Nachbearbeitung.

La Palma bei Tag – Inspirationen für Tagesausflüge und Erholung

Astrofotografie bedeutet oft wenig Schlaf und lange Nächte. Daher ist es wichtig, tagsüber die Zeit gezielt zu nutzen – ob für Regeneration oder um das vielfältige Tagesangebot La Palmas zu genießen.

Vulkanlandschaften und Kraterwelten

Der jüngste Vulkanausbruch (Tajogaite, 2021) hat die Insel verändert. Die riesigen Lavafelder und Ascheformationen der Cumbre Vieja sind ein beeindruckendes Gebiet, das du auf geführten Touren erkunden kannst.

Empfohlene Startpunkte:

  • Besucherzentrum Tajuya
  • Las Manchas

Fototipp: Im Morgenlicht wirken die Kontraste der Lava besonders intensiv. Für Langzeitaufnahmen eignen sich ND-Filter.


Fazit

La Palma ist ein Paradies für Astrofotografie – und weit darüber hinaus. Die besondere Kombination aus dunklem Himmel, stabilen Wettermustern und atemberaubender Natur machen es zu einem Ort, den Fotograf mindestens einmal erleben sollten.

Wenn du deine Fähigkeiten direkt unter einem der besten Sternenhimmel der Welt verbessern möchtest, lade ich dich ein, an einem meiner Workshops auf La Palma teilzunehmen. Nicht nur wirst du unvergleichliche Nächte verbringen, sondern dank der idealen Anleitung und Locations unvergessliche Bilder mit nach Hause nehmen.

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