Verstärkerglühen (engl. amp glow) ist ein typisches, sensorbedingtes Artefakt, das vor allem bei lang belichteten Aufnahmen mit CMOS-Kameras auftritt. Es entsteht durch die Wärmeentwicklung in der Nähe der Verstärker-Elektronik, die am Rand oder an bestimmten Stellen des Bildsensors liegt. Diese Hitzequelle beeinflusst umliegende Pixel und führt zu einer lokalen Überbelichtung bzw. Aufhellung – meist in Form von hellen, unregelmäßig geformten Bereichen, häufig in einer oder mehreren Ecken des Bildes.
Das Phänomen ist nicht durch Licht verursacht, sondern ein internes thermisches Rauschen, das direkt vom Sensorchip stammt. Es tritt besonders stark auf bei:
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✅ langen Belichtungszeiten (>60 s)
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✅ hohen Gain-Werten oder ISO-Einstellungen
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✅ nicht gekühlten Sensoren
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✅ CMOS-Kameras mit externem Ausleseverstärker
Eigenschaften und Auswirkungen
Verstärkerglühen erscheint in Rohbildern als leichte bis stark sichtbare Aufhellung, meist mit einer diffusen, asymmetrischen Struktur, die sich nicht mit Lichtverhältnissen erklären lässt. Besonders auffällig wird es beim Stretching (Histogramm-Anpassung) – dann dominieren die „glühenden“ Bereiche den Hintergrund und können die Bildbearbeitung erheblich erschweren.
❌ Reduziert den Dynamikumfang und Kontrast
❌ Beeinträchtigt die Kalibrierung bei schwachen Signalen
❌ Kann sich mit Gradienten überlagern und schwer zu entfernen sein
❌ Besonders sichtbar in der Luminanz- oder Hα-Aufnahme
✅ Typisch für CMOS-Sensoren bestimmter Baureihen (z. B. ältere Modelle von ZWO, QHY, ASI)
✅ Bei gekühlten Kameras deutlich reduziert, aber nicht immer eliminiert
✅ Mit korrekter Dark-Frame-Kalibrierung vollständig herausrechenbar
Wie lässt sich Verstärkerglühen vermeiden oder beseitigen?
✅ Verwende Darks – Aufnahmen mit exakt gleicher Belichtungszeit, Gain und Temperatur.
Diese enthalten die Verstärkerstruktur und können das Glühen beim Kalibrieren zuverlässig entfernen.
✅ Setze gekühlte Kameras ein, um die Sensortemperatur konstant zu halten.
Viele moderne CMOS-Kameras mit TEC-Kühlung bieten geringes oder kein sichtbares Glühen.
✅ Reduziere Gain und Belichtungszeit, wenn die Kamera dafür ausgelegt ist.
Kürzere Subframes in Kombination mit Stacking bringen oft bessere Ergebnisse.
✅ Vermeide aggressive Stretching-Methoden, bevor das Bild vollständig kalibriert ist.
Frühes Anheben des Hintergrunds macht das Glühen deutlich sichtbarer.
✅ Nutze Sensoren mit integriertem Anti-Glow-Design.
Neue CMOS-Modelle (z. B. ASI533, ASI2600, ASI6200) sind nahezu glühfrei konstruiert.
❌ Ohne Dark-Frame oder geeignete Flat-Kombination ist das Glühen kaum manuell entfernbar.
FAQ – Häufige Fragen
Tritt Verstärkerglühen nur bei CMOS-Kameras auf?
✅ Ja, hauptsächlich. CCD-Kameras haben in der Regel keinen oder deutlich weniger Verstärkerglühen, da ihre Auslesearchitektur anders funktioniert.
Wie sieht Verstärkerglühen im Bild aus?
Meist als heller Fleck oder diffuse Struktur in einer oder mehreren Ecken, oft mit Farbverfälschung. Nach dem Histogramm-Stretch deutlich sichtbar.
Reicht ein Master-Dark aus, um das Problem zu lösen?
✅ Ja, ein gut kalibrierter Master-Dark, mit gleicher Temperatur, Gain und Belichtungszeit, entfernt das Glühen in der Regel vollständig.
❌ Schlechte oder falsch belichtete Darks können es sogar verschlimmern.
Ist Verstärkerglühen bei allen Kameras gleich stark?
❌ Nein. Manche Sensoren zeigen kaum Glühen, andere sehr stark. Moderne Sensoren mit rückseitiger Belichtung oder spezieller Verstärkerabschaltung sind nahezu glühfrei.
Kann man Verstärkerglühen durch Software allein entfernen?
❌ Nur begrenzt. Ohne Darks bleibt meist ein ungleichmäßiger Hintergrund. Tools wie DBE in PixInsight können es mildern, aber nicht physikalisch korrekt entfernen.
Fazit
Verstärkerglühen ist ein sensorbedingtes Wärmeartefakt, das bei Langzeitbelichtungen mit CMOS-Kameras auftreten kann – besonders ohne Kühlung und ohne Kalibrierung. Es stört die Bildqualität, lässt sich aber durch eine korrekte Kalibrierung mit Darkframes zuverlässig beseitigen. Wer mit modernen, gekühlten Kameras arbeitet und eine saubere Bildverarbeitung nutzt, muss sich vor diesem Effekt nicht fürchten.