Ein Verlaufsfilter – auch bekannt als Gradientenfilter oder Graduated Neutral Density Filter (GND) – ist ein optischer Filter, der von einer Seite zur anderen einen sanften Helligkeitsverlauf besitzt. Der eine Teil des Filters ist abgedunkelt (getönt oder grau), der andere vollständig transparent. In der klassischen Fotografie wird er verwendet, um helle Himmelsbereiche abzudunkeln und so einen besseren Dynamikumfang zwischen Himmel und Vordergrund zu erzielen.
In der klassischen Astrofotografie mit Teleskopen und langen Brennweiten findet der physische Verlaufsfilter kaum Anwendung. Er ist jedoch im Weitwinkelbereich, bei Nachtlandschaften, Milchstraßenbildern oder bei Mondaufgangs-Szenen ein wertvolles Hilfsmittel – vor allem, wenn man den Himmel mit einem hellen Vordergrund kombinieren möchte, z. B. Landschaft, Architektur oder Stadtlicht.
Anwendung in der Astrofotografie
✅ Besonders sinnvoll bei:
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Milchstraßenaufnahmen über Horizont oder Landschaft
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Mondaufgang über dunklem Gelände
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Stadtlichter unter dunklem Himmel
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Ausgewogene Belichtung bei Zeitraffer & Nachtpanoramen
Ein physischer Verlaufsfilter wird üblicherweise vor das Objektiv gesetzt, z. B. in einem Filterhalter (z. B. von NiSi, Lee, Haida). Je nach Ausführung ist der Übergang weich (soft edge) oder hart (hard edge), je nach Kompositionsstil.
In der digitalen Astrofotografie ist der Begriff „Verlaufsfilter“ auch als Bearbeitungstechnik in Software gebräuchlich – etwa in:
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✅ Photoshop (Verlaufsmaske, selektive Belichtung)
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✅ PixInsight (RangeMask, Linear Gradient Mask)
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✅ Siril, GIMP, Affinity Photo (manuell via Masken)
Diese digitalen Verlaufsfilter ermöglichen Helligkeits- und Farbkorrekturen ohne physische Filter und sind besonders hilfreich bei der Gradientenentfernung oder Bildkomposition.
Vorteile & Nachteile
✅ Ausgleich von starken Helligkeitsunterschieden zwischen Himmel und Vordergrund
✅ Sanfte Anpassung ohne Clipping
✅ Geringerer Bedarf an HDR-Techniken
✅ In der Nachbearbeitung gezielt steuerbar
✅ Ideal für Zeitraffer- und Weitwinkelprojekte
❌ Physische Filter verursachen Vignettierung bei Ultraweitwinkel
❌ Schwierige Handhabung bei Nacht: Positionieren des Übergangsbereichs im Dunkeln
❌ Nicht sinnvoll bei Teleskopfotografie ohne Vordergrund
❌ Können bei falscher Nutzung das Bild unnatürlich wirken lassen
Typen von Verlaufsfiltern (physisch)