UV/IR-Cut-Filter
Ein UV/IR-Cut-Filter (Ultraviolett-/Infrarot-Sperrfilter) ist ein interferenzoptischer Filter, der Licht im ultravioletten (UV) und infraroten (IR) Bereich blockiert, während das sichtbare Licht nahezu vollständig durchgelassen wird. In der Astrofotografie wird er verwendet, um die Bildschärfe und Farbreinheit zu verbessern – besonders bei Kameras ohne eingebauten IR-Sperrfilter, wie z. B. astromodifizierten DSLRs oder gekühlten Astro-Kameras (Mono oder Farb).
Viele optische Systeme – besonders Refraktoren, Linsenobjektive und Korrektoren – sind nicht für IR- oder UV-Licht gerechnet. Diese Wellenlängen werden nicht fokussiert, sondern verursachen Unschärfe, Halos und Farbsäume. Der UV/IR-Cut-Filter verhindert genau das, indem er diese unsichtbaren, aber bildwirksamen Lichtanteile eliminiert.
Warum ist ein UV/IR-Cut-Filter notwendig?
✅ Viele Sensoren (besonders CMOS) sind auch im IR- und UV-Bereich empfindlich
✅ UV- und IR-Strahlen werden durch Linsen nicht korrekt fokussiert → Sternaufblähung, Farbstich, Unschärfe
✅ Astromodifizierte Kameras (z. B. Hα-Modifikation) haben keinen eingebauten IR-Blocker mehr
✅ Mono-Kameras benötigen ihn bei Verwendung von Luminanzfiltern
✅ Besonders wichtig bei breitbandigen Aufnahmen (RGB, Luminanz)
❌ Nicht notwendig bei reiner Schmalbandfotografie mit schmalen Filtern (< 7 nm)
❌ Bei Spiegeloptiken oft nicht erforderlich, da diese kein Glas zur IR-Streuung enthalten
Typische Einsatzgebiete
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✅ RGB-Aufnahmen mit Mono-Kameras (z. B. LRGB-Filterkombinationen)
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✅ Farbaufnahmen mit astromodifizierten DSLRs oder unmodifizierten CMOS-Kameras
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✅ Luminanzfilter in Verbindung mit Spiegel- oder Linsenteleskopen
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✅ Einsatz bei schnellen Refraktoren, bei denen IR-Streuung besonders ausgeprägt ist
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✅ Bei der Nutzung von Clip-Filtern oder Filterschubladen in Filterrädern
Eigenschaften
Ein hochwertiger UV/IR-Cut-Filter hat:
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✅ Transmission von > 95–98 % im Bereich 400–680 nm (sichtbares Licht)
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✅ Starke Sperrung < 400 nm (UV) und > 700 nm (IR)
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✅ Vergütete, reflexionsarme Oberflächen
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✅ Dicke: 1 mm oder 2 mm (je nach System)
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✅ Verfügbar als 1,25″, 2″, M48 oder Clip-in-Variante
Viele Hersteller integrieren den UV/IR-Cut bereits in ihren RGB-Filtersätzen. Wer jedoch frei mit Luminanz oder Breitband arbeitet, sollte ihn gesondert einsetzen.
Vorteile
✅ Gestochen scharfe Sterne, besonders im Luminanzkanal
✅ Vermeidung von Halos, Aufblähung und Falschfarben
✅ Hohe Farbtreue bei RGB-Fotografie
✅ Notwendig bei astromodifizierten Kameras mit vollem Spektrum
✅ Unverzichtbar bei Linsensystemen (APOs, ED-Refraktoren, Korrektoren)
Nachteile
❌ Reduziert minimal die Lichtdurchlässigkeit im sichtbaren Spektrum
❌ Bei falscher Anwendung kann wichtige spektrale Information (z. B. Hα-Ausläufer) blockiert werden
❌ Bei Einsatz mit falscher Glasdicke kann es zu Fokusverschiebung oder Tilt-Effekten kommen
FAQ – Häufige Fragen
Wann brauche ich einen UV/IR-Cut-Filter?
✅ Immer dann, wenn du eine Kamera ohne internen IR/UV-Sperrfilter nutzt – z. B. bei Mono-Kameras, astromodifizierten DSLRs oder speziellen Astro-Cams.
Kann ich ihn mit anderen Filtern kombinieren?
✅ Ja – z. B. mit einem Luminanzfilter, der keinen eigenen IR-Cut hat. Auch mit RGB-Filtern kombinierbar.
❌ Bei Schmalbandfiltern ist er meist überflüssig, da diese das IR ohnehin nicht durchlassen.
Verwende ich ihn auch bei Spiegelteleskopen?
❌ Nicht zwingend. Spiegeloptiken (Newton, RC, Dall-Kirkham) haben keine Linsenelemente, die das IR-Licht streuen würden. Bei Refraktoren jedoch ist er sehr zu empfehlen.
Was passiert ohne UV/IR-Cut-Filter?
Ohne Filter können Sterne aufgebläht, milchig oder unscharf erscheinen. Farbkanäle stimmen oft nicht überein, besonders im Luminanzbild – das Resultat ist ein unsauberes, matschiges Endbild.
Gibt es Unterschiede zwischen UV/IR-Cut und IR-Block?
✅ Ja – ein reiner IR-Blocker lässt UV meist durch. Für höchste Präzision empfiehlt sich ein Kombifilter (UV/IR-Cut), der beide Bereiche unterdrückt.
Fazit
Ein UV/IR-Cut-Filter ist unverzichtbar für hochwertige Farb- und Luminanzaufnahmen, besonders bei Kameras ohne internen Sperrfilter. Er verhindert optische Unschärfen durch nicht fokussierbares Licht und sorgt für scharfe, farbtreue Ergebnisse – sowohl bei Refraktoren als auch bei Linsenkorrektoren. Ein kleiner, oft unterschätzter Baustein mit großer Wirkung in deinem Astrofoto-Workflow.