Ein Transit ist ein astronomisches Ereignis, bei dem ein kleinerer Himmelskörper vor einem größeren Objekt vorbeizieht – aus Sicht des Beobachters. In der Astrofotografie sind damit meist zwei Phänomene gemeint:
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Planetentransit vor der Sonne (z. B. Merkur- oder Venustransit)
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Mond- oder Planeten-Transit vor anderen Objekten, z. B. vor Jupiter oder der Sonne
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ISS-Transit – der Vorbeiflug der Internationalen Raumstation vor Mond oder Sonne
Solche Transite gehören zu den spektakulärsten Ereignissen in der Astrofotografie, da sie extreme Kontraste, seltene Ausrichtungen und einen hohen zeitlichen Anspruch mitbringen.
Planetentransit vor der Sonne
✅ Bei einem Planetentransit vor der Sonne bewegt sich z. B. Merkur oder Venus als schwarze Silhouette langsam über die Sonnenscheibe
✅ Diese Transite sind selten und nur von bestimmten geografischen Regionen sichtbar
✅ Die Sonne erscheint dabei als helles Objekt, während der Planet als dunkler Punkt vor ihr durchzieht
✅ Eine sichere Sonnenbeobachtung mit Filter (z. B. Herschelkeil, ND5-Folie oder H-Alpha-System) ist zwingend erforderlich
❌ Ohne passenden Schutz besteht Augen- und Geräteschaden-Gefahr
ISS-Transit
Ein ISS-Transit tritt auf, wenn die Internationale Raumstation für einen Sekundenbruchteil vor der Sonne oder dem Mond vorbeizieht. Solche Transite sind extrem kurz (ca. 0,5–1 Sekunde) und erfordern perfekte Planung und Timing.
✅ Ideal für High-Speed-Fotografie oder Videoaufnahmen mit hoher Bildrate
✅ ISS erscheint als scharfe Silhouette mit sichtbarer Struktur bei guter Optik
✅ Planung mit Tools wie transit-finder.com oder Heavens-Above
❌ Das Sichtfeld ist extrem begrenzt (oft < 1 km Breite) – Standort muss exakt stimmen
❌ Timing-Fehler >1 Sekunde = Transit verpasst
Weitere Transite
Auch auf anderen Himmelskörpern lassen sich Transite beobachten:
✅ Jupitermond-Transite (z. B. Io oder Europa vor der Planetenscheibe)
✅ Schatten-Transite auf Jupiter – der Schatten des Mondes ist als dunkler Fleck sichtbar
✅ Exoplaneten-Transite – beobachtbar über Lichtkurvenanalyse, nicht visuell
Bedeutung in der Astrofotografie
✅ Fotografisch extrem reizvoll – Silhouetten, Schatten, perfekte Geometrie
✅ Ideal für Serienbilder, Animationen oder wissenschaftliche Auswertungen
✅ Transite erzeugen hohen Kontrast und erfordern präzises Tracking und Timing
✅ Besondere Herausforderung: kurze Dauer, z. T. unter 1 Sekunde
Tipps für die Aufnahme
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Verwende kurze Belichtungszeiten (1/1000 s oder kürzer)
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Hohe Bildrate oder Serienauslösung (z. B. mit Planetenkamera)
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Fokus im Voraus exakt einstellen
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Genaue Positionierung mit GPS/Software planen
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Bei ISS: min. 500 mm Brennweite, ideal >1000 mm
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Verwende Tracking, aber ohne Meridian-Flip im kritischen Moment
FAQ – Häufige Fragen
Wie oft gibt es einen Merkur- oder Venustransit?
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Merkur: etwa alle 7–13 Jahre
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Venus: nur ca. alle 105 bzw. 121 Jahre im Doppelzyklus – sehr selten!
✅ Nächstes mögliches Ereignis immer langfristig planbar
Wie finde ich heraus, wann ein Transit stattfindet?
Tools wie
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Stellarium (mit Transit-Einträgen)
helfen bei der lokalen Berechnung von Sichtbarkeit und Zeitpunkt.
Kann man Transite mit bloßem Auge sehen?
❌ Nein – weder ISS noch Planeten sind mit bloßem Auge als Transit sichtbar.
✅ Mit geeigneter Ausrüstung (z. B. H-Alpha-Teleskop oder Teleoptik) und Schutz möglich.
Braucht man spezielle Filter?
✅ Bei Sonnen-Transiten sind zertifizierte Sonnenfilter oder H-Alpha-Systeme Pflicht.
❌ Niemals ohne Filter direkt auf die Sonne schauen oder fotografieren.
Wie groß erscheint die ISS beim Transit?
Mit ca. 60–70 m Spannweite in 400 km Höhe erscheint sie etwa so groß wie Venus bei der unteren Konjunktion – aber mit höherem Kontrast und sichtbaren Details bei geeigneter Optik.
Fazit
Ein Transit ist ein seltenes und spektakuläres Naturereignis, das in der Astrofotografie mit präziser Planung, exaktem Timing und passender Technik belohnt wird. Egal ob Planet vor der Sonne, ein Jupitermond-Schatten oder die Silhouette der ISS – Transite gehören zu den fotografischen Höhepunkten für fortgeschrittene Astrofotograf:innen, die Herausforderung und Perfektion suchen.