Time-Lapse, auf Deutsch Zeitraffer, ist eine Aufnahme- und Bearbeitungstechnik, bei der Einzelbilder in regelmäßigen Intervallen aufgenommen und anschließend zu einem Video zusammengesetzt werden. Die Wiedergabe in schnellerer Abfolge als die reale Zeit erzeugt den Eindruck einer beschleunigten Bewegung, z. B. wandernde Sterne, ziehende Wolken, aufgehende Milchstraße oder tanzende Polarlichter.
In der Astrofotografie gehört Time-Lapse zu den ästhetisch wirkungsvollsten Methoden, um Veränderungen am Nachthimmel sichtbar zu machen, die mit dem bloßen Auge kaum wahrgenommen werden können.
Anwendung in der Astrofotografie
✅ Milchstraße über Landschaften
✅ Sternspuren über mehrere Stunden
✅ Mondaufgang oder -untergang
✅ Polarlichtbewegungen
✅ Drehung des Himmels um den Polarstern
✅ Kuppel- oder Observatoriumsbewegung bei Remote-Teleskopen
Besonders in Verbindung mit einer Schwenkeinheit (Motion-Control-Slider) lassen sich beeindruckende Kamerafahrten realisieren – beliebt in Doku-Produktionen und Astro-Reels.
Technische Grundlagen
Parameter | Typische Werte |
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Intervallzeit | 10–30 Sekunden (je nach Motiv) |
Belichtungszeit | 10–25 Sekunden (abhängig von Licht) |
Dauer der Aufnahme | 1–6 Stunden (z. B. für Milchstraße) |
Anzahl Frames | 250–1000+ Bilder für flüssiges Video |
Wiedergabe-Rate | 24–30 Bilder/s (für HD/4K-Video) |
✅ Die Kamera muss manuell im M-Modus eingestellt werden
✅ Fokus und Weißabgleich fixieren, um Flackern zu vermeiden
✅ RAW empfohlen für maximale Flexibilität in der Bearbeitung
✅ Intervallauslöser oder dedizierte Software wie qDslrDashboard, LRTimelapse, Magic Lantern verwenden
Vorteile
✅ Sichtbar machen von Bewegungen, Veränderungen und Rotationen am Himmel
✅ Ideal für kreative Kombination aus Astro und Landschaft
✅ Relativ einfache Ausrüstung: Kamera, Stativ, Intervalltimer
✅ Gute Ergänzung zu normalen Astrofotos – z. B. für Instagram, YouTube, Dokus
✅ Kombinierbar mit Musik, Erzählung oder wissenschaftlichen Infos
Nachteile
❌ Hoher Zeitaufwand und lange Aufnahmezeiten
❌ Akkuverbrauch bei langen Sessions – Zusatzstromversorgung empfohlen
❌ Feuchtigkeit, Kondensbildung, Taubildung über Stunden möglich
❌ Flackern (Flicker) zwischen Bildern durch Belichtungsschwankungen
❌ Aufwendige Nachbearbeitung mit spezieller Software nötig
Bearbeitungssoftware (Auswahl)
✅ LRTimelapse – professioneller Workflow, Flicker-Entfernung, Keyframe-Steuerung
✅ Adobe Lightroom + Premiere – RAW-Entwicklung + Videoschnitt
✅ After Effects – für fortgeschrittene Bearbeitung
✅ DaVinci Resolve (Free) – hochwertige Farbkorrektur und Export
✅ StarStaX – zum Kombinieren einzelner Frames zu Sternspuren
✅ Sequator – Stacking von Teilen der Serie zur Rauschreduzierung
FAQ – Häufige Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Time-Lapse und Star Trails?
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Time-Lapse: Einzelbilder als bewegtes Video
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Star Trails: Einzelbilder werden zu einem einzigen Bild mit Sternspuren überlagert
✅ Beide können aus derselben Serie erzeugt werden!
Wie lang muss eine Time-Lapse-Serie sein?
Für ein flüssiges Video bei 25 fps braucht man ca. 250–500 Einzelbilder. Für eine Aufnahme über 2–3 Stunden bei 20 Sekunden Intervall kommt man schnell auf diese Anzahl.
Kann man Time-Lapse auch mit dem Smartphone machen?
✅ Ja – mit entsprechender App und Halterung. ❌ Aber Bildqualität, Rauschverhalten und Langzeitleistung sind klar begrenzt.
Welche Kameraeinstellungen sind ideal?
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Manueller Fokus, manuelle Belichtung
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ISO je nach Himmel (z. B. 1600–3200 bei dunklem Ort)
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RAW-Format für maximale Bearbeitbarkeit
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Stativ, ggf. Powerbank, Dew Heater, Timer
Welche Motive eignen sich am besten?
✅ Milchstraße über Landschaft
✅ Sternhimmel über Berghütte, Leuchtturm, Observatorium
✅ Polarlichter, Wolkenzüge, Zeitraffer von Sternschnuppen
✅ Kombination mit Vordergrund-Bewegung durch Slider oder Rotation
Fazit
Time-Lapse in der Astrofotografie ist eine beeindruckende Möglichkeit, die Dynamik des Nachthimmels sichtbar zu machen. Mit einer geeigneten Kamera, Intervallsteuerung und etwas Vorbereitung lassen sich visuell starke Sequenzen aufnehmen, die den Nachthimmel auf eine völlig neue Art erzählen – besonders bei der Milchstraße, Aurora oder astronomischen Ereignissen. Wer bereit ist, Zeit und Geduld zu investieren, wird mit eindrucksvollen Ergebnissen belohnt.