StarNet++

StarNet++ ist ein Tool für die automatische Entfernung von Sternen aus astrophotografischen Bildern. Es basiert auf Deep-Learning-Algorithmen und wurde entwickelt, um Sternstrukturen aus einem Bild zu extrahieren, sodass nur der Hintergrund (z. B. Nebel oder Galaxienstrukturen) übrig bleibt. Diese Funktion ist besonders nützlich in der Bildbearbeitung, etwa beim gezielten Stretching von Nebelbereichen oder der Bearbeitung von Farbverläufen, ohne dass dabei helle Sterne überstrahlen oder Artefakte verursachen.

Das Programm wurde ursprünglich als eigenständige Windows-Anwendung entwickelt, ist aber heute auch direkt in Software wie PixInsight und Siril integrierbar bzw. über Zusatzmodule nutzbar. Es nutzt ein neuronales Netz, das auf tausenden Stern- und Nebelstrukturen trainiert wurde, um zu erkennen, welche Bildbereiche als Sterne klassifiziert und entfernt werden sollen.

Im Ergebnis erzeugt StarNet++ entweder ein sternloses Bild, in dem nur die Strukturen des Deep-Sky-Objekts erhalten bleiben, oder ein separates Sternbild, das die herausgerechneten Sterne isoliert enthält. Diese Trennung erlaubt es, die Stern- und Nebelanteile unabhängig voneinander zu bearbeiten und später wieder zusammenzufügen.


Vorteile von StarNet++

✅ Ermöglicht gezieltes Stretching des Nebels ohne Aufblähen der Sterne
✅ Sterne und Hintergrund können separat geschärft, entrauscht oder farblich angepasst werden
✅ Ideal für Schmalbandbilder, bei denen Sterne stören oder Farbverläufe zerstören
✅ Verbessert kreative Bildbearbeitung (z. B. Hubble-Palette)
✅ Unterstützt sowohl lineare als auch gestreckte Bilder
✅ In PixInsight und Siril integrierbar, aber auch als Standalone nutzbar


Einschränkungen und Hinweise

❌ Die Bearbeitung ist rechenintensiv und benötigt eine gute CPU oder GPU
❌ Bei fehlerhaften Masken kann es zu Artefakten oder „Geistersternen“ kommen
❌ Funktioniert nicht perfekt bei stark verrauschten, unscharfen oder überbelichteten Bildern
❌ Für lineare Bilder wird die Integration in PixInsight oder Siril empfohlen, da dort die Debayering- und Farbkalibrierung korrekt eingebunden ist
❌ Die Standalone-Version benötigt manuelles Konvertieren und Pflegedateien (z. B. FITS → TIFF)


Wie StarNet++ typischerweise eingesetzt wird

In der Deep-Sky-Bildbearbeitung wird StarNet++ meist nach dem Stacking und der Kalibrierung, aber vor dem finalen Farbgrading angewendet. Der gängige Workflow sieht so aus:

  1. Linear gestacktes Bild vorbereiten (z. B. in PixInsight oder Siril)

  2. Optionale Farbkalibrierung und Rauschreduzierung

  3. Sterntrennung mittels StarNet++ durchführen

  4. Nebelbild ohne Sterne unabhängig bearbeiten: Stretching, Kontrast, Farbe

  5. Sternbild separat bearbeiten: Schärfung, Reduktion, Farbanpassung

  6. Kombination beider Bilder zu einem Endbild

Durch diesen separaten Bearbeitungsweg lassen sich Überstrahlungen, Farbstiche oder übergroße Sterne vermeiden, die sonst durch unsauberes Histogramm-Stretching entstehen können.


Einsatzgebiete

StarNet++ wird besonders häufig verwendet in:

– Schmalbandaufnahmen (z. B. Hubble-Palette), bei denen Sterne farblich oft unnatürlich wirken
– Weitfeldaufnahmen mit hoher Sterndichte, z. B. im Sommermilchstraßenbereich
– Mosaiken und großflächigen Deep-Sky-Projekten, bei denen der Hintergrund differenziert bearbeitet werden muss
– Künstlerisch-kreativen Bearbeitungen mit selektiven Farb- oder Kontrastverläufen


Fazit

StarNet++ ist ein hochspezialisiertes, aber extrem wirkungsvolles Tool für die nicht-destruktive Bearbeitung von Deep-Sky-Aufnahmen. Die Möglichkeit, Sterne vom restlichen Bildinhalt zu trennen, eröffnet neue Freiheiten in der Bildgestaltung und vermeidet typische Probleme wie ausgebrannte Sterne, ungleichmäßiges Stretching oder Farbverfälschungen. Wer Deep-Sky-Bilder auf hohem Niveau bearbeiten möchte, wird von StarNet++ deutlich profitieren – insbesondere bei komplexen Nebel- oder Schmalbandkompositionen.