Parfokale Okulare sind eine spezielle Klasse von Okularen, die so gebaut sind, dass sie beim Wechsel untereinander nicht neu fokussiert werden müssen – oder nur minimal. Wenn du also ein Objekt mit einem parfokalen Okular scharfgestellt hast, kannst du auf ein anderes parfokales Modell wechseln, ohne den Fokusauszug verstellen zu müssen. Das spart Zeit, vereinfacht das Handling und erhöht den Beobachtungskomfort – vor allem bei schnellen Sessions oder bei wechselnden Vergrößerungen.
Das ist besonders in der visuellen Astronomie nützlich, aber auch in bestimmten fotografischen Setups, etwa bei Okularprojektion, oder wenn Kamerasysteme mit festen Fokuslagen auf Okularauszüge abgestimmt werden. Viele Okularhersteller bieten Serien an, bei denen alle Modelle innerhalb einer Reihe parfokal zueinander sind – z. B. Baader Hyperion, TeleVue Plössl, Explore Scientific 68°/82°, Skywatcher UWA usw.
Vorteile parfokaler Okulare
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Schneller Wechsel ohne Fokusverlust – besonders bei Beobachtungen mit mehreren Okularen
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Effizient bei Dunkelheit oder Kälte, wo präzises Fokussieren mühsam ist
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Weniger mechanische Belastung des OAZ bei häufigem Wechsel
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Nützlich bei Okularprojektion, da Fokuslage gleich bleibt
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Erleichtert den Einsatz von Filtern, besonders bei visuell wechselnden Bedingungen
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Ideal für binokulare Beobachtung, wenn zwei exakt gleiche Fokuslagen benötigt werden
Vergleich: Parfokale vs. nicht-parfokale Okulare
Merkmal | Parfokale Okulare | Nicht-parfokale Okulare |
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Fokusverstellung nötig | Kaum bis gar nicht | Nachfokussieren fast immer nötig |
Beobachtungskomfort | Hoch | Unterbrochen durch Nachfokussieren |
Zeiteffizienz | Hoch | Geringer, Fokus ständig prüfen |
Ideal für Binokulare | Ja | Nur mit Ausgleichsmechanik |
Flexibilität bei Filtern | Sehr gut | Eingeschränkt |
Technischer Hintergrund
Der Fokuspunkt eines Okulars liegt dort, wo sich das vom Teleskop erzeugte Bild mit der Linsenoptik des Okulars zur Projektion ins Auge (oder auf den Sensor) trifft. Parfokale Okulare sorgen dafür, dass dieser Punkt bei allen Brennweiten an exakt der gleichen Stelle liegt – bezogen auf den Tubus. Die Brennweite variiert, aber die mechanische Baulänge ist angepasst, sodass der Fokus immer gleich sitzt.
Wichtig: Parfokalität gilt in der Regel nur innerhalb einer Okularserie – nicht zwischen Serien unterschiedlicher Hersteller oder Bauarten (z. B. Plössl vs. UWA).
Einsatzbereiche
Parfokale Okulare kommen überall dort zum Einsatz, wo Geschwindigkeit, Effizienz und Komfort gefragt sind:
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Visuelle Deep-Sky-Beobachtung mit wechselnden Brennweiten
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Planetenbeobachtung, bei der schnell zwischen mittlerer und hoher Vergrößerung gewechselt wird
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Outreach-Events, wo mehrere Personen mit unterschiedlichen Okularen arbeiten
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Okularprojektion, bei der konstante Fokuslage entscheidend ist
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Beobachtung mit Binokularansätzen
FAQ – Häufige Fragen
Sind alle Okularserien parfokal?
Nein, nur speziell dafür konstruierte Serien. Oft steht „parfokal“ in der technischen Beschreibung. Serienübergreifend gilt das fast nie.
Kann man parfokale Okulare nachrüsten oder anpassen?
Ja, mit Parfokalringen (kleine Fixierringe mit Madenschraube) lassen sich nicht-parfokale Okulare auf gleiche Fokuslage bringen – mit etwas Feinarbeit.
Gibt es parfokale Okulare auch für 2-Zoll-Steckhülsen?
Ja, einige hochwertige Serien (z. B. TeleVue Nagler oder Explore Scientific 100°) bieten parfokale Modelle auch in 2″-Versionen.
Was ist, wenn mein Fokusauszug sehr wenig Weg hat?
Dann sind parfokale Okulare ideal, weil du bei häufigem Wechsel nicht in Grenzbereiche des Fokuslaufs kommst.
Fazit
Parfokale Okulare sind ein unterschätzter, aber extrem praktischer Ausrüstungsfaktor in der Astrofotografie und visuellen Astronomie. Wer regelmäßig zwischen verschiedenen Vergrößerungen wechselt, profitiert massiv von der gleichbleibenden Fokuslage. Sie machen das Setup effizienter, stressfreier und technisch stabiler – besonders in Kombination mit Zubehör wie Filtern, Kameras oder binokularen Systemen.