Der optische Tubus ist das zentrale Bauteil eines Teleskops, das die gesamte optische Lichtführung beherbergt. Er umfasst in der Regel alle optischen Elemente – also Objektiv oder Hauptspiegel, ggf. Sekundärspiegel, Fangspiegel, Korrektorlinsen, Streulichtblenden sowie die mechanische Struktur zur Justage und Fixierung dieser Komponenten. Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff den eigentlichen „Teleskopkörper“, also das Rohr ohne Montierung, Zubehör oder Kamera.

In der Astrofotografie wird häufig mit sogenannten OTA (Optical Tube Assembly) gearbeitet – das sind vormontierte, einsatzfertige optische Einheiten, die an eine vorhandene Montierung angeschlossen werden können. Die Auswahl und Qualität des optischen Tubus ist entscheidend für die Bildqualität, das Bildfeld, die erreichbare Auflösung sowie die Lichtstärke einer astronomischen Aufnahme.


Aufbau und Komponenten

Der typische optische Tubus besteht aus folgenden Grundkomponenten:

  1. Optisches System
    Linsensystem bei Refraktoren
    Spiegelsystem bei Reflektoren (Newton, Dobson)
    Kombinationssystem bei Katadioptrischen Teleskopen (z. B. Schmidt-Cassegrain)

  2. Tubusgehäuse
    – stabil, möglichst leicht, temperaturstabil
    – meist aus Aluminium, Carbon oder Stahl
    – mit Innenblenden gegen Streulicht

  3. Fokussiereinheit
    – am Ende des Tubus, meist Crayford- oder Zahntrieb-Auszüge
    – entscheidend für Fokusstabilität, besonders bei schweren Kameras

  4. Spiegelzellen bzw. Objektivfassungen
    – zur Fixierung, Justage und Temperaturkompensation der optischen Elemente

  5. Tubusbefestigung
    – via Prismenschiene (Vixen, Losmandy)
    – ergänzt durch Rohrschellen, Sucherschuh, Leitrohrhalterungen etc.


Bedeutung in der Astrofotografie

Der optische Tubus bestimmt maßgeblich die Abbildungsleistung eines Teleskops. Faktoren wie Brennweite, Öffnung, Öffnungsverhältnis und Korrekturelemente (Flattener, Reducer, Komakorrektoren) hängen direkt mit der Konstruktion des Tubus zusammen. Je nach Aufbau ergeben sich verschiedene Vor- und Nachteile für fotografische Anwendungen:

Gerade in der mobilen Astrofotografie spielt die Größe und das Gewicht des Tubus eine wichtige Rolle. Ein schwerer Tubus stellt hohe Anforderungen an die Montierung – sowohl hinsichtlich Traglast als auch Nachführgenauigkeit. Kompakte Tuben mit moderner Optik (z. B. f/4 Newtons aus Carbon) oder kurze Apo-Refraktoren (f/5.5 – f/7) sind hier im Vorteil.


Tubus-Materialien und Thermostabilität

Die Wahl des Tubusmaterials hat unmittelbare Auswirkungen auf die Temperaturanpassung (Thermalisierung). Aluminium dehnt sich bei Temperaturwechsel schnell aus, was den Fokuspunkt verschiebt. Carbon- oder Gittertuben (z. B. bei Dobsons oder RC-Teleskopen) sind in dieser Hinsicht stabiler. Für Langzeitbelichtungen ist ein temperaturstabiles Tubusmaterial entscheidend, um Fokusdrift zu vermeiden.

Ein weiteres Problem ist die Luftzirkulation im Tubus, die sogenanntes „Tubes Seeing“ verursachen kann. Geschlossene Tuben (z. B. bei SC-Teleskopen) benötigen längere Auskühlzeiten, während offene Systeme (z. B. Newton mit Lüfter) schneller betriebsbereit sind.


Typische Tubusgrößen und Anwendungen

Tubus-Typ Öffnung Brennweite Anwendung
72 mm APO 72 mm ~400 mm Widefield, Nebel, Einsteiger
130/650 Newton 130 mm 650 mm Galaxien, visuell & Foto
200/800 Newton (f/4) 200 mm 800 mm Deep-Sky-Fotografie
102/714 ED-Refraktor 102 mm 714 mm Allround-Tubus, mobil
203/2030 SC (f/10) 203 mm 2030 mm Planeten, kleine Objekte

Fazit

Der optische Tubus ist mehr als nur das Gehäuse des Teleskops – er ist das Herzstück jedes astronomischen Systems. Seine Konstruktion, Stabilität, Öffnung und Brennweite bestimmen, wie detailreich, lichtstark und präzise Astrofotografie betrieben werden kann. Ob kompakter ED-Refraktor, lichtstarker Newton oder vielseitiger Schmidt-Cassegrain: Die Wahl des richtigen Tubus ist eine der wichtigsten Entscheidungen in jeder Astrofoto-Ausrüstung.