Nordlichtfotografie – Polarlichter mit der Kamera einfangen
Die Nordlichtfotografie (auch Aurorafotografie) ist die Kunst, das natürliche Schauspiel des Polarlichts (Aurora borealis) fotografisch festzuhalten. Trotz ihrer Flüchtigkeit lassen sich mit etwas Vorbereitung und Technik atemberaubende Bilder vom grünen, roten oder violetten Himmelstanz erzeugen – sogar in Mitteleuropa bei starker Aktivität.
Was sind Nordlichter?
Nordlichter entstehen durch das Zusammentreffen geladener Teilchen aus dem Sonnenwind mit dem Magnetfeld und der Hochatmosphäre der Erde. Dabei werden Sauerstoff- und Stickstoffatome angeregt, die in charakteristischen Farben leuchten.
Typische Farben:
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Grün: angeregter Sauerstoff (~557 nm)
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Rot: Sauerstoff in größerer Höhe (~630 nm)
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Blau/Violett: Stickstoffemissionen
Voraussetzungen für erfolgreiche Nordlichtfotografie
Faktor | Idealbedingungen |
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Ort | Hohe Breiten (Nordskandinavien, Island, Kanada) oder bei starker Aktivität auch Mitteleuropa |
Zeit | September bis März, 21–3 Uhr |
KP-Index | Ab KP 5 lohnenswert, ab KP 6 auch südlich sichtbar |
Wetter | Klarer Himmel, keine Lichtverschmutzung |
Sonnenaktivität | Erhöhte Sonnenstürme oder koronale Massenauswürfe (CMEs) |
Kameraeinstellungen für Nordlichtaufnahmen
Einstellung | Empfehlung |
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Modus | Manuell (M) |
Belichtungszeit | 2–15 Sekunden (je nach Aktivität) |
Blende | Offenblende (f/1.4–f/2.8 ideal) |
ISO | 800–6400 (je nach Kamera und Helligkeit) |
Fokus | Manuell, auf ∞ mit Live View und Sternfokus |
Weißabgleich | 3500–4000 K (neutral, leicht kühl) |
Objektiv | Weitwinkel, 14–35 mm, lichtstark |
Stativ | Unverzichtbar |
Fern- oder Intervallauslöser | Für verwacklungsfreie Aufnahmen |
Praktische Tipps zur Nordlichtfotografie
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Immer im RAW-Format fotografieren – maximale Nachbearbeitungsfreiheit
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Nutze eine Bahtinovmaske oder vergrößertes LiveView für perfekten Fokus auf Sterne
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Dunkle Orte aufsuchen, möglichst ohne Straßenbeleuchtung
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Nordhorizont freihalten (Küste, See, Hochebene)
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Schnelle Bewegungen im Nordlicht erfordern kürzere Belichtungen (2–5 s), langsame Bögen dürfen auch länger belichtet werden
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Nutze App-Warnsysteme oder Seiten wie aurora-service.eu zur Vorhersage
Beispiel: Nordlichtsichtbarkeit in Europa (vereinfachte KP-Richtwerte)
KP-Index | Sichtbarkeit |
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KP 3 | Nordnorwegen, Island |
KP 5 | Mittelschweden, Süd-Finnland |
KP 6 | Norddeutschland, Polen |
KP 7+ | Mitteleuropa |
Fehler, die du vermeiden solltest
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Automatikmodus: Kamera versucht auf mittlere Belichtung → verwackelte Bilder oder ISO 100 bei 30 s
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Autofokus: Fokussiert ins Leere oder auf nahe Objekte
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Rauschen ignorieren: Prüfe Histogramm, meide zu dunkle Aufnahmen bei hohem ISO
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Nur lange Belichtungen: Nordlichter sind oft schnell – kürzer belichten = mehr Struktur!
FAQ zur Nordlichtfotografie
Kann man auch in Deutschland Nordlichter fotografieren?
Ja – bei starker Aktivität (KP ≥ 6–7) sind Nordlichter sicht- und fotografierbar, besonders im Norden Deutschlands.
Wie kann ich den Fokus bei Dunkelheit einstellen?
Am besten mit Live View auf einen hellen Stern oder mit Bahtinovmaske. Alternativ: tagsüber markieren.
Welche Kamera ist am besten für Nordlichter?
Jede Kamera mit manueller Belichtung und gutem Rauschverhalten – ideal sind DSLRs, DSLMs oder Astro-modifizierte Systeme.
Sind Nordlichter gefährlich?
Nein – sie sind rein optische Erscheinungen in der oberen Atmosphäre.
Fazit
Nordlichtfotografie verbindet Astronomie und Naturerlebnis wie kaum ein anderes Motiv. Mit der richtigen Ausrüstung, Planung und Technik lassen sich selbst unter schwierigen Bedingungen beeindruckende Ergebnisse erzielen – auch außerhalb des Polarkreises.