Nachtluftglühen (Airglow) – Das leise Leuchten der Atmosphäre
Das Nachtluftglühen, auch bekannt als Airglow, ist ein schwaches, natürliches Leuchten der oberen Erdatmosphäre. Es tritt auf, ohne Sonnenlicht oder künstliche Lichtquellen, und wird oft mit Polarlichtern oder Lichtverschmutzung verwechselt. In der Astrofotografie ist es sowohl ästhetisch reizvoll als auch technisch relevant – besonders bei Langzeitbelichtungen.
Was ist Nachtluftglühen?
Airglow ist ein chemisches Leuchten in der Mesosphäre und Thermosphäre (etwa 80–300 km Höhe). Es entsteht durch:
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Rekombination von Ionen
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chemische Reaktionen mit Sauerstoff, Stickstoff und OH-Radikalen
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Photonenemissionen nach UV-Anregung durch die Sonne (tagsüber aufgeladen)
Im Gegensatz zu Polarlichtern tritt Nachtluftglühen weltweit und regelmäßig auf – besonders in mondlosen, klaren Nächten.
Typische Farben und Wellenlängen
Farbe | Ursache | Wellenlänge (nm) |
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Grün | Sauerstoff (O) | ca. 557,7 |
Rot | Sauerstoff in größerer Höhe | 630,0 – 636,4 |
Blau/Violett | Stickstoff (N2) / Ionen | 391,4 – 427,8 |
IR/unsichtbar | OH-Radikalen (Hydroxyl) | 700–900+ (Infrarotbereich) |
Wie sieht Nachtluftglühen aus?
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Leichtes, flächiges Leuchten am Himmel, oft grünlich
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Strukturen wie Wellen oder Bögen (besonders bei starker Aktivität)
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Sichtbar auf Langzeitaufnahmen, oft in Richtung des Horizonts
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Manchmal fälschlich als „Lichtverschmutzung“ oder Restlicht interpretiert
Nachtluftglühen vs. andere Himmelsphänomene
Merkmal | Airglow | Polarlicht | Lichtverschmutzung |
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Ursache | Chemisches Leuchten der Atmosphäre | Sonnenwind, Magnetfeld | Menschengemachte Lichtquellen |
Häufigkeit | Sehr häufig | Sporadisch | Ortsabhängig, konstant |
Farbe | Grün, Rot, zart Violett | Grün, Rot, Lila | Gelblich, Orange |
Bewegung | Langsam, wellenförmig | Schnell, dynamisch | Statisch |
Ort | Global | Polarregionen, bei Stürmen auch südlich | In der Nähe von Städten |
Bedeutung für die Astrofotografie
Auswirkungen:
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Leicht erhöhter Hintergrund auf Bildern
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Kann bei Schmalbandaufnahmen ignoriert werden
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Bei RGB-/Breitbandaufnahmen sichtbar als grünlicher Schleier
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Bei geringer Lichtverschmutzung ästhetisch sehr ansprechend
Umgang:
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Nicht korrigierbar durch Flatframes
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Stacking kann das Muster glätten, aber nicht entfernen
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Eventuell durch gezielte Bildbearbeitung oder Maskierung unterdrücken
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In der Landschafts-Astrofotografie oft willkommener Bestandteil
Airglow in Zahlen (durchschnittlich)
Parameter | Typischer Wert |
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Helligkeit (visuell) | ca. 21,8–22,0 mag/arcsec² (je nach Ort) |
Höhe | 80–100 km (grünes Band), bis 300 km (rot) |
Häufigkeit | Jede klare Nacht (außer bei starkem Mond) |
Sichtbarkeit mit Auge | Sehr schwach bis unsichtbar |
FAQ zum Nachtluftglühen
Kann man Airglow mit bloßem Auge sehen?
Nur unter extrem dunklen Bedingungen – dann erscheint es als ganz schwaches Leuchten am Horizont. Auf Fotos ist es deutlich sichtbarer.
Stört Airglow meine Astrofotos?
Nur geringfügig – es erhöht den Hintergrund, aber ist kein echter „Störfaktor“. In der Bildbearbeitung kann es ausgeglichen oder bewusst betont werden.
Kann man Airglow vorhersagen?
Nicht zuverlässig – es ist nicht wie Polarlicht vorhersagbar. Es tritt aber regelmäßig auf und ist eher ort- als zeitabhängig.
Kommt Airglow auch in Süddeutschland oder Österreich vor?
Ja – überall dort, wo der Himmel dunkel genug ist. Besonders sichtbar in Bergregionen ohne Lichtverschmutzung.
Fazit
Das Nachtluftglühen ist ein faszinierendes, oft übersehenes Naturphänomen. Für Astrofotografen ist es nicht nur Herausforderung, sondern auch eine Chance für stimmungsvolle Bilder – mit kosmischem Leuchten, das ganz real von unserer eigenen Atmosphäre ausgeht.