Nachfokussieren in der Astrofotografie
Nachfokussieren bezeichnet das Anpassen der Schärfe während einer Astrofotografie-Session, um den Fokus konstant zu halten. Besonders bei langen Belichtungsreihen oder stark temperaturabhängigen Setups ist das regelmäßige Nachfokussieren essenziell für scharfe Sterne und detailreiche Aufnahmen.
Was bedeutet Nachfokussieren?
Beim Nachfokussieren wird der Fokuspunkt erneut justiert, weil sich dieser durch äußere Einflüsse wie:
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Temperaturänderungen
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mechanisches Spiel
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Fokusdrift
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Gewichtsverlagerung
verschoben haben kann.
Warum ist Nachfokussieren wichtig?
Selbst kleinste Abweichungen im Fokus führen zu:
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unscharfen Sternen
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verwaschenen Details in Deep-Sky-Objekten
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schlechterem Stacking-Ergebnis
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Datenverlust bei langen Aufnahmeserien
Ursachen für Fokusdrift
Ursache | Beschreibung |
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Temperaturabfall | Material schrumpft, Fokus wandert → typisch bei f/4–f/6 |
Taukondensation | Optik verändert Fokus leicht, Glasquellung möglich |
Mechanisches Spiel | Nachgeben von OAZ, Adaptern oder Fokusmotor |
Filterwechsel | Unterschiedliche optische Wege bei Filtertausch |
Schwerkraft/Rotation | Ausrichtung des Tubus verändert die Schwerpunktverteilung |
Wann sollte man nachfokussieren?
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Alle 30–90 Minuten je nach Setup
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Bei Temperaturänderungen > 1–2 °C
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Nach Filterwechseln (bei Monochromsystemen)
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Bei sichtbarer Unschärfe am Live-Bild oder durch Fokusanalyse
Methoden zum Nachfokussieren
Best Practices für scharfes Nachfokussieren
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Verwende eine Bahtinovmaske zu Beginn und bei Änderungen
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Setze einen motorisierten Fokussierer mit Temperatur-Tracking ein
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Fokussiere immer in der Position des Hauptobjekts (nicht bei Zenitwechsel!)
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Vermeide unnötiges Nachziehen des Fokusrads – langsam und feinfühlig
Fokusdrift – Beispielrechnung
Ein f/4-Teleskop mit 800 mm Brennweite und Temperaturabfall von 4 °C:
Fokusverschiebung ≈ 50–100 µm
(je nach Tubusmaterial, z. B. Aluminium oder Carbon)
Diese Verschiebung reicht aus, um Sterne deutlich unscharf zu machen – besonders bei großen Sensoren oder schnellen Optiken.
FAQ zum Nachfokussieren
Wie oft muss ich wirklich nachfokussieren?
Alle 60–90 Minuten bei moderatem Temperaturabfall. Bei starkem Material (z. B. Carbon-Tubus) kann es seltener nötig sein.
Macht eine Bahtinovmaske Sinn für jede Nachfokussierung?
Ja – sie ist eine einfache und sehr effektive Methode, um schnell und genau zu fokussieren.
Kann ich das automatisieren?
Ja, mit einem motorisierten Fokussierer + Software lässt sich Fokusdrift sogar temperaturkompensiert automatisch korrigieren.
Ist Nachfokussieren auch bei Weitwinkel nötig?
Ja – besonders bei sehr lichtstarken Objektiven (f/1.8 bis f/2.8) kann sich der Fokus sichtbar verschieben.
Fazit
Nachfokussieren ist eine der wichtigsten Stellschrauben für perfekte Bildschärfe in der Astrofotografie. Wer regelmäßig kontrolliert, feinfühlig justiert oder sogar automatisiert nachfokussiert, bekommt sichtbar bessere Bilder – unabhängig von Wetter oder Setup.