Nachfokussieren in der Astrofotografie

Nachfokussieren bezeichnet das Anpassen der Schärfe während einer Astrofotografie-Session, um den Fokus konstant zu halten. Besonders bei langen Belichtungsreihen oder stark temperaturabhängigen Setups ist das regelmäßige Nachfokussieren essenziell für scharfe Sterne und detailreiche Aufnahmen.


Was bedeutet Nachfokussieren?

Beim Nachfokussieren wird der Fokuspunkt erneut justiert, weil sich dieser durch äußere Einflüsse wie:


Warum ist Nachfokussieren wichtig?

Selbst kleinste Abweichungen im Fokus führen zu:


Ursachen für Fokusdrift

Ursache Beschreibung
Temperaturabfall Material schrumpft, Fokus wandert → typisch bei f/4–f/6
Taukondensation Optik verändert Fokus leicht, Glasquellung möglich
Mechanisches Spiel Nachgeben von OAZ, Adaptern oder Fokusmotor
Filterwechsel Unterschiedliche optische Wege bei Filtertausch
Schwerkraft/Rotation Ausrichtung des Tubus verändert die Schwerpunktverteilung

Wann sollte man nachfokussieren?


Methoden zum Nachfokussieren

Methode Genauigkeit Aufwand Automatisierbar
Visuell per Live View Mittel Gering Nein
Bahtinovmaske Hoch Mittel Nein
Fokus-Assistent (Software) Hoch Mittel Ja (z. B. N.I.N.A.)
Autofokusmotor mit Temperaturkompensation Sehr hoch Hoch Ja

Best Practices für scharfes Nachfokussieren


Fokusdrift – Beispielrechnung

Ein f/4-Teleskop mit 800 mm Brennweite und Temperaturabfall von 4 °C:

Fokusverschiebung ≈ 50–100 µm
(je nach Tubusmaterial, z. B. Aluminium oder Carbon)

Diese Verschiebung reicht aus, um Sterne deutlich unscharf zu machen – besonders bei großen Sensoren oder schnellen Optiken.


FAQ zum Nachfokussieren

Wie oft muss ich wirklich nachfokussieren?
Alle 60–90 Minuten bei moderatem Temperaturabfall. Bei starkem Material (z. B. Carbon-Tubus) kann es seltener nötig sein.

Macht eine Bahtinovmaske Sinn für jede Nachfokussierung?
Ja – sie ist eine einfache und sehr effektive Methode, um schnell und genau zu fokussieren.

Kann ich das automatisieren?
Ja, mit einem motorisierten Fokussierer + Software lässt sich Fokusdrift sogar temperaturkompensiert automatisch korrigieren.

Ist Nachfokussieren auch bei Weitwinkel nötig?
Ja – besonders bei sehr lichtstarken Objektiven (f/1.8 bis f/2.8) kann sich der Fokus sichtbar verschieben.


Fazit

Nachfokussieren ist eine der wichtigsten Stellschrauben für perfekte Bildschärfe in der Astrofotografie. Wer regelmäßig kontrolliert, feinfühlig justiert oder sogar automatisiert nachfokussiert, bekommt sichtbar bessere Bilder – unabhängig von Wetter oder Setup.