Lucky Imaging – Maximale Auflösung durch das beste Seeing

Lucky Imaging ist eine Aufnahmetechnik in der Astrofotografie, bei der viele Einzelbilder mit sehr kurzen Belichtungszeiten aufgenommen werden. Anschließend werden die besten, „glücklichsten“ Frames ausgewählt und zu einem hochaufgelösten Bild kombiniert. Ziel ist es, die kurzzeitigen Momente besonders ruhiger Luft (gutes Seeing) auszunutzen, um die Erdatmosphäre zu „überlisten“.


Was ist Lucky Imaging?

Bei normalen Langzeitbelichtungen führen atmosphärische Turbulenzen zu Unschärfen – besonders bei hochauflösender Planeten- oder Mondfotografie. Lucky Imaging vermeidet das, indem es:


Typische Anwendung

Lucky Imaging wird genutzt bei:


Technischer Ablauf

1. Aufnahme

2. Auswahl der besten Frames

3. Stacking & Schärfung


Anforderungen an die Ausrüstung

Komponente Empfehlung
Teleskop Hohe Brennweite (z. B. Maksutov, SCT)
Kamera CMOS mit hoher FPS (z. B. 100+ fps)
Montierung Keine Nachführung notwendig bei kurzer Belichtung
Software FireCapture, AutoStakkert!, RegiStax
Filtersystem (optional) IR-Passfilter, UV/IR-Cut, RGB-Filter

Vergleich: Lucky Imaging vs. Langzeitbelichtung

Merkmal Lucky Imaging Langzeitbelichtung
Zielobjekte Planeten, Mond Nebel, Galaxien
Belichtungszeit <0.05 s Sekunden bis Minuten
Atmosphäre Wird umgangen Muss kompensiert werden
Kameraanforderung Hohe Bildrate Geringes Rauschen, Kühlung
Nachführung Nicht zwingend nötig Essentiell

Beispiel: Jupiter mit Lucky Imaging

Aufnahmeparameter Wert
Teleskop 200 mm Maksutov
Kamera ASI224MC
Belichtungszeit 15 ms
Gain 280
Aufnahmedauer 90 Sekunden
Frames gesamt 9000
Genutzte Frames 20 %
Ergebnis Feine Details & Bänder sichtbar

Physikalische Grundlage – Turbulenzzeit τ0\tau_0

Ein Schlüsselparameter für Lucky Imaging ist die sogenannte Kohärenzzeit (engl. coherence time), die beschreibt, wie lange die Atmosphäre stabil bleibt:

τ0=0,31⋅r0v\tau_0 = 0{,}31 \cdot \frac{r_0}{v}

Belichtungszeiten sollten kürzer sein als τ0\tau_0
→ Bei r0=10 cmr_0 = 10 \text{ cm}, v=10 m/sv = 10 \text{ m/s}: τ0≈3 ms\tau_0 \approx 3 \text{ ms}


Vorteile von Lucky Imaging


Grenzen von Lucky Imaging


FAQ – Häufige Fragen zu Lucky Imaging

Wie viele Frames sollte man aufnehmen?

Je nach Objekt und Framerate: 5.000–20.000 Frames sind üblich. Die besten 10–30 % ergeben oft das optimale Ergebnis.

Ist Lucky Imaging auch bei Sternen sinnvoll?

Nur bei sehr engen Doppelsternen oder wissenschaftlichen Anwendungen (z. B. Beugungslimit erreichen). Für Einzelsterne eher nicht relevant.

Welche Filter sind sinnvoll?

Kann ich Lucky Imaging mit DSLR machen?

Theoretisch möglich, aber praktisch ungeeignet – DSLRs schaffen keine ausreichend hohe Framerate. Besser: CMOS-Astrocam.