Lichtverschmutzung – Unsichtbarer Feind der Astrofotografie

Lichtverschmutzung ist eine der größten Herausforderungen in der modernen Astrofotografie. Sie bezeichnet die künstliche Aufhellung des Nachthimmels durch menschengemachte Lichtquellen. Das betrifft nicht nur Großstädte – auch in ländlichen Regionen ist der Himmel oft nicht mehr vollständig dunkel. Für Astrofotografen bedeutet das: weniger sichtbare Sterne, geringere Kontraste und erschwerte Bedingungen für Deep-Sky-Aufnahmen.


Was ist Lichtverschmutzung genau?

Lichtverschmutzung (engl. Light Pollution) ist die unerwünschte oder übermäßige Nutzung von künstlichem Licht, das in die Atmosphäre gestreut wird und dort an Partikeln und Molekülen reflektiert. Es entsteht durch:


Arten von Lichtverschmutzung

Typ Beschreibung
Skyglow (Himmelsaufhellung) Diffuses Leuchten des Himmels über bewohnten Gebieten
Glare (Blendung) Reduzierter Kontrast durch direktes, störendes Licht
Light Trespass Unerwünschtes Eindringen von Licht in benachbarte Räume oder Grundstücke
Clutter (Lichtchaos) Visuelle Überladung durch zu viele Lichtquellen

Wie beeinflusst Lichtverschmutzung die Astrofotografie?

Negative Effekte

Sichtbarkeit von Himmelsobjekten

Objektklasse Sichtbarkeit bei starker Lichtverschmutzung
Milchstraße Nur teilweise oder gar nicht sichtbar
Offene Sternhaufen Sichtbar, aber mit reduziertem Kontrast
Galaxien Nur die hellsten Kerne
Dunkelnebel Kaum sichtbar, selbst bei Langzeitbelichtung
Emissionsnebel Sichtbar nur mit Filtern (z. B. Hα)

Bortle-Skala: Klassifizierung der Himmelsqualität

Die Bortle-Skala bewertet den Nachthimmel anhand seiner Dunkelheit. Sie reicht von 1 (exzellenter Himmel) bis 9 (innerstädtisch, extrem aufgehellt).

Bortle-Klasse Umgebungstyp Sichtbarkeit der Milchstraße Nutzung für Astrofotografie
1 Wüste, Hochgebirge Vollständig Ideal, keine Filter notwendig
3 Ländlich Gut sichtbar Gut geeignet, leichte Gradienten
5 Stadtrand Schwach bis gar nicht sichtbar Starke Gradienten, Filter nötig
8–9 Stadtzentrum Nicht sichtbar Nur helle Objekte sichtbar

Messung und Dokumentation

Einheit: Magnituden pro Quadratbogensekunde (mag/arcsec²)

Dies ist der Standardwert zur Beschreibung der Himmelshelligkeit. Je höher der Wert, desto dunkler der Himmel.

Formel für die Himmelsleuchtdichte:
L=10(−0.4⋅(mag/arcsec2−C))L = 10^{( -0.4 \cdot (\text{mag/arcsec}^2 – C))}
C ist eine Kalibrierungskonstante abhängig vom Detektor.

Tools zur Messung


Strategien gegen Lichtverschmutzung

1. Standortwahl

2. Zeitliche Optimierung

3. Filtereinsatz

Filtertyp Wirkung bei Lichtverschmutzung Geeignete Objekte
CLS-Filter Reduziert Quecksilber- und Natriumlinien Breitbandobjekte
UHC-Filter Verstärkt Hα, Hβ, OIII Emissionsnebel
Schmalbandfilter (z. B. Hα) Blendet fast alles außer gewünschte Linie aus Nebel, Supernova-Überreste

4. Digitale Nachbearbeitung


Statistiken zur Lichtverschmutzung (Global)

Region Prozent Bevölkerung unter lichtverschmutztem Himmel
Europa ca. 99 %
Nordamerika ca. 98 %
Weltweit ca. 83 %

Laut einer Studie von Falchi et al. (2016) ist die Milchstraße für 60 % der Europäer nicht mehr sichtbar.


Lichtverschmutzung & Gesetzgebung

Einige Länder und Regionen haben Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung eingeleitet:


FAQ – Häufige Fragen zur Lichtverschmutzung

Kann ich auch aus der Stadt astrofotografieren?

Ja, aber mit Einschränkungen. Schmalbandfilter helfen, ebenso Software-Korrekturen. Deep-Sky-Aufnahmen sind schwieriger, aber nicht unmöglich.

Was bringt ein CLS-Filter wirklich?

Er kann typische Stadtlichtquellen (Natriumdampflampen etc.) deutlich dämpfen. Der Himmel wird dunkler, Kontraste steigen. Farbwiedergabe kann jedoch leiden.

Sind LED-Lampen problematisch?

Ja. Vor allem kaltweiße LEDs (über 4000K) streuen stark im blauen Spektrum, das besonders empfindlich gestört wird.

Was ist der beste Schutz gegen Lichtverschmutzung?

Standortwahl. Nichts ersetzt einen dunklen Himmel. Danach folgen Filtertechnik, Software-Korrekturen und bewusstes Fotografieren.