Justierokular – die klassische Methode zur Teleskop-Justage
Ein Justierokular (auch Cheshire-Okular genannt) ist ein optisches Hilfsmittel zur mechanisch-optischen Kollimation von Spiegelteleskopen, insbesondere von Newton-Teleskopen. Es kommt ganz ohne Strom oder Laser aus und ermöglicht eine sehr präzise Justage der Spiegelachsen, oft genauer als günstige Justierlaser.
Was ist ein Justierokular?
Ein Justierokular ist ein speziell gestaltetes Okular, meist mit:
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einer mittelachsigen Öffnung
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einem verspiegelten inneren Ring
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oft mit Kreuzlinien oder einer Peilscheibe
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hell reflektierendem Gehäuse für Tageslicht
Es wird direkt in den Okularauszug eingesetzt und erlaubt die visuelle Kontrolle der Ausrichtung von:
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Fangspiegel
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Hauptspiegel
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Okularauszug
Aufbau eines Justierokulars
Bauteil | Funktion |
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Peilöffnung | Ermöglicht Blick auf die optische Achse |
Reflektionsfläche | Beleuchtet innere Ringe → zeigt Spiegelzentren |
Zielmarkierung | Referenzpunkt für Rückreflexion |
Okulardurchmesser | 1,25″ oder 2″ – passend zum OAZ |
Tipp: Bei Tageslicht oder mit Taschenlampe einsetzbar – sehr gut für Indoor-Justage.
Vorteile des Justierokulars
✔ Sehr präzise – ideal für Feinjustage
✔ Keine Batterie oder Technik nötig
✔ Robustes, langlebiges Werkzeug
✔ Auch bei nicht justierten Lasern geeignet
✔ Kontrolliert die gesamte optische Achse
Nachteile
✘ Funktioniert nur bei ausreichend Licht
✘ Bei Nacht ungeeignet
✘ Etwas mehr Erfahrung erforderlich
✘ Dauer etwas länger als mit Laser
Vergleich: Justierokular vs. Justierlaser
Kriterium | Justierokular | Justierlaser |
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Genauigkeit | Sehr hoch | Hoch (bei gutem Laser) |
Lichtbedingung | Tageslicht notwendig | Auch im Dunkeln |
Preis | Günstig bis mittel | Mittel bis teuer |
Ideal für | Feineinstellung | Schnelljustage |
Erfahrung erforderlich | Ja | Weniger |
Anwendung: So funktioniert die Justage mit Justierokular
1. Fangspiegel ausrichten
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Überprüfen, ob der Fangspiegel kreisrund erscheint
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Justierschrauben am Fangspiegel anpassen
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Der Hauptspiegel muss vollständig sichtbar sein
2. Hauptspiegel justieren
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Ziel ist es, dass der Spiegelmarkierungsring genau auf die Mittellinie des Okulars reflektiert
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Nutze die Hauptspiegel-Justierschrauben, bis alles konzentrisch erscheint
3. Kontrolle der Achsen
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Alle Spiegelränder und Ringe müssen konzentrisch zueinander stehen
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Wenn ja → Justage ist abgeschlossen
Bei richtiger Anwendung erreichst du eine optische Achsengenauigkeit bis unter 0,1 mm – perfekt für Astrofotografie.
Wann ist ein Justierokular besser als ein Laser?
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Wenn du höchste Genauigkeit brauchst
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Wenn dein Laser nicht präzise kollimiert ist
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Wenn du in Ruhe bei Tageslicht arbeiten kannst
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Wenn du die komplette optische Achse prüfen willst
Gängige Varianten und Hersteller
Modell | Eigenschaften |
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Baader Justier-Okular | Hochwertig, mit 45°-Sichtfenster |
TS-Cheshire Okular | Klassisch, gute Preis-Leistung |
Farpoint Cheshire 2″ | Für große Newtons, sehr stabil |
Omegon Kollimationsokular | Einsteigerfreundlich, solide Qualität |
Häufige Fehler bei der Nutzung
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Unzureichende Beleuchtung → keine Reflexion sichtbar
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Falscher Sitz im Okularauszug → keine präzise Achse
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Fangspiegel nicht mittig → Hauptspiegel schwer auszurichten
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Nicht zentrierte Markierung auf dem Hauptspiegel → Irritationen
FAQ zum Justierokular
Ist ein Justierokular besser als ein Justierlaser?
→ Für präzise Justage ja, aber Lasersysteme sind schneller. Idealerweise nutzt man beides kombiniert.
Kann ich nachts mit einem Justierokular justieren?
→ Nein, nur bei Tageslicht oder mit starker Taschenlampe nutzbar.
Wie oft muss ich justieren?
→ Nach jedem Transport, bei Temperaturschwankungen oder wenn Sternabbildungen unscharf sind.