Jetstream (Einfluss auf Seeing)
Was ist der Jetstream?
Der Jetstream ist ein Starkwindband in der oberen Troposphäre bzw. unteren Stratosphäre, das sich typischerweise in Höhen zwischen 8–15 km über dem Meeresspiegel befindet. Diese Luftströme erreichen Geschwindigkeiten von über 300 km/h und spielen eine zentrale Rolle in der globalen Wetterdynamik.
Für Astrofotograf:innen besonders wichtig: Der Jetstream hat direkten Einfluss auf das astronomische Seeing – also die atmosphärisch bedingte Unschärfe in astronomischen Bildern.
Warum ist der Jetstream für Astrofotografie relevant?
Die Turbulenzen, die durch starke Höhenwinde wie den Jetstream verursacht werden, stören die Stabilität der Atmosphäre. Das beeinflusst die Bildschärfe beim Blick durchs Teleskop oder bei Langzeitbelichtungen.
Auswirkungen des Jetstreams auf das Seeing:
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Starke Jetstream-Aktivität = schlechtes Seeing
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Schwacher Jetstream = ruhige Atmosphäre = gutes Seeing
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Besonders relevant bei Planetary Imaging
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Langbrennweitige Aufnahmen (z. B. mit Barlows) besonders betroffen
Jetstream und Seeing – Zusammenhang grafisch
Jetstream-Geschwindigkeit (m/s) | Seeing-Bewertung | Kommentar |
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< 10 | Sehr gut | Optimal für hochauflösende Bilder |
10–20 | Gut bis durchschnittlich | Teilweise leichte Turbulenzen |
20–30 | Schwach | Starke Unruhe, Detailverlust |
> 30 | Schlecht | Keine Feindetails sichtbar |
Tipp: Ideal ist ein Jetstream unter 15 m/s über deinem Standort.
Wie beobachte ich den Jetstream?
Astrofotograf:innen nutzen verschiedene Tools, um Jetstream-Aktivität vorherzusagen:
Nützliche Webseiten:
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Windy.com – Jetstream in verschiedenen Höhenebenen
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Meteoblue Astronomy Seeing Forecast
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Clear Outside – Kompaktprognose für Astronomie
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Sat24 / NOAA – Echtzeit-Wetterkarten
Was du beachten solltest:
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Jetstream-Aktivität ändert sich täglich
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Unterschiedliche Höhen (250 hPa, 300 hPa) geben Hinweise
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Auch schwächere Höhenwinde können Seeing beeinflussen
Seeing und der Fried-Parameter (r₀)
Zur quantitativen Beschreibung des Seeings wird der sogenannte Fried-Parameter r₀ verwendet:
r0≈(0,423⋅λ2Cn2⋅L)35r_0 \approx \left( \frac{0{,}423 \cdot \lambda^2}{C_n^2 \cdot L} \right)^{\frac{3}{5}}
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λ = Wellenlänge des Lichts
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Cₙ² = Strukturkonstante der Luftturbulenz
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L = Pfadlänge durch die turbulente Schicht
Ein größerer r₀-Wert entspricht besserem Seeing – dieser Wert sinkt bei starkem Jetstream!
Praktische Tipps für Astrofotografen
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Planetare Fotografie nur bei ruhiger Luft (z. B. <15 m/s Jetstream)
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Bei Deep-Sky-Fotografie weniger relevant (nur leichte Effekte)
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Nutze regelmäßig Seeing-Prognosen vor der Session
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Beobachte langfristige Trends für deinen Standort
FAQ: Jetstream und Astrofotografie
Was ist „gutes Seeing“?
Seeing beschreibt die atmosphärische Stabilität. Gutes Seeing = wenig Luftflimmern = scharfe Bilder.
Kann man trotz Jetstream fotografieren?
Ja, besonders bei Deep-Sky. Bei Planetenfotos sieht man aber deutliche Detailverluste.
Ist der Jetstream überall gleich?
Nein. Er schwankt geografisch, saisonal und tagesaktuell. In Mitteleuropa oft stärker im Winter.
Wie wirkt sich der Jetstream auf Guiding aus?
Indirekt – starkes Seeing kann kleine Sternpositionsverschiebungen verursachen, die das Guiding beeinflussen.