Was bedeutet Farbempfindlichkeit?
Die Farbempfindlichkeit beschreibt die Fähigkeit eines Kamerasensors, Licht unterschiedlicher Wellenlängen (Farben) zu registrieren. Jeder Bildsensor – ob CMOS, CCD oder DSLR – hat eine individuelle spektrale Empfindlichkeitskurve, die festlegt, wie stark er auf Blau, Grün, Rot sowie ggf. Infrarot und Ultraviolett reagiert.
In der Astrofotografie ist die Farbempfindlichkeit besonders wichtig, weil viele astronomische Objekte Licht in sehr spezifischen Spektralbereichen aussenden – etwa Emissionslinien wie H-Alpha (656,3 nm) oder OIII (500,7 nm). Wenn der Sensor diese Bereiche nicht oder nur schwach aufnimmt, gehen wichtige Bildinformationen verloren.
Warum ist Farbempfindlichkeit wichtig?
Die Astrofotografie arbeitet oft an den Grenzen der Empfindlichkeit – viele Objekte sind extrem lichtschwach oder senden Licht außerhalb des sichtbaren Bereichs aus. Daher ist es entscheidend zu wissen:
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Welche Farben ein Sensor gut erfasst
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Wo Empfindlichkeitslücken bestehen (z. B. im H-Alpha-Bereich)
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Ob eine Modifikation der Kamera notwendig ist
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Wie Filter und Farbverteilungen die Farbwahrnehmung beeinflussen
Farbempfindlichkeitskurven
Hersteller geben oft Empfindlichkeitskurven (Quantum Efficiency Curves) an, die zeigen, wie stark der Sensor auf verschiedene Wellenlängen reagiert.
Beispiel: Farbempfindlichkeit eines Standard-CMOS-Sensors
Wellenlänge (nm) | Blau (%) | Grün (%) | Rot (%) |
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450 | 90 | 40 | 10 |
550 | 20 | 100 | 40 |
650 | 5 | 20 | 95 |
656 (H-Alpha) | 3 | 15 | 90 |
850 (IR) | 0 | 0 | 20 |
Bei unmodifizierten DSLRs ist die Empfindlichkeit bei H-Alpha (656 nm) oft stark eingeschränkt – teilweise auf unter 20 %. Daher lassen viele Astrofotografen ihre Kameras astro-modifizieren, um die volle Empfindlichkeit im roten und infraroten Bereich zu nutzen.
Faktoren, die die Farbempfindlichkeit beeinflussen
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Bayer-Matrix: Bei Farbsensoren bestimmt sie, wie viel Fläche pro Farbe genutzt wird (meist 50 % grün, 25 % rot/blau)
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IR-Sperrfilter: Serienmäßig verbaute Filter blockieren UV und IR – teils auch H-Alpha
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Sensorbauart: Monochromsensoren sind empfindlicher, da sie keine Farbfilter besitzen
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Kühlung: Gekühlte Sensoren können Licht länger erfassen, ohne dass das Rauschen überwiegt
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Filter: RGB- oder Schmalbandfilter beeinflussen die Farbverteilung gezielt
FAQ – Häufige Fragen zur Farbempfindlichkeit
Warum ist meine Kamera „blind“ für H-Alpha?
Weil der eingebaute IR-Sperrfilter das Licht im Bereich 650–700 nm stark dämpft. Das betrifft viele Standard-DSLRs und -Systemkameras.
Wie verbessere ich die Farbempfindlichkeit in der Astrofotografie?
Mit einer Astromodifikation oder durch den Einsatz von Monochromkameras mit Farbfiltern. Alternativ: Verwendung hochempfindlicher Sensoren und f/2-optimierter Filter.
Sind Monochromkameras farbempfindlich?
Nicht direkt – sie nehmen keine Farben auf. Die Farbempfindlichkeit entsteht durch den Einsatz von externen Farbfiltern, die gezielt bestimmte Spektralbereiche durchlassen.
Fazit
Die Farbempfindlichkeit ist ein zentraler Aspekt bei der Auswahl und Nutzung einer Astrokamera. Sie entscheidet darüber, ob wichtige Details – etwa Emissionsnebel oder feine Farbverläufe in Galaxien – sichtbar werden oder nicht. Wer das volle Potenzial der Astrofotografie ausschöpfen will, sollte sich mit den Eigenschaften seines Sensors und der Farbempfindlichkeit in verschiedenen Spektralbereichen intensiv auseinandersetzen. Eine gezielte Kameraauswahl oder Modifikation kann hier entscheidend sein.