Ein Tageslicht-Flat ist eine einfache, aber effektive Methode, um sogenannte Flat Frames (Flats) in der Astrofotografie aufzunehmen. Dabei wird der gleichmäßig helle Tageshimmel als Lichtquelle verwendet, um die sensor- und optikspezifischen Helligkeitsunterschiede wie Vignettierung, Staubflecken oder ungleichmäßige Feldhelligkeit zu erfassen.
Flats sind essenziell, um diese Fehler in der Bildverarbeitung zu korrigieren – besonders bei Deep-Sky-Aufnahmen. Das Tageslicht-Flat ist dabei die einfachste Möglichkeit für Nutzer:innen ohne Flatpanel oder Leuchtkasten.
Funktionsweise
Beim Tageslicht-Flat wird der Teleskop- oder Kameraaufbau am Tag auf eine gleichmäßig helle Fläche gerichtet, idealerweise auf einen blauen, leicht bedeckten Himmel oder auf eine transluzente weiße Fläche (z. B. ein Tuch oder Diffusor), die das Tageslicht streut.
✅ Das Ziel ist es, eine gleichmäßige, neutrale Ausleuchtung des Sensors zu erreichen
✅ Die dabei sichtbaren Vignettierungen und Staubschatten werden später vom Stacking-Programm herausgerechnet
✅ Wichtig: Die Kamera muss im exakt gleichen Aufbau wie beim eigentlichen Astrofoto bleiben (Fokus, Position, Zubehör)
Vorteile
✅ Sehr einfache, kostenfreie Methode
✅ Keine zusätzliche Ausrüstung nötig
✅ Ideal für Reisen, spontane Sessions oder mobile Setups
✅ Gutes Ergebnis bei richtiger Himmelswahl und Belichtung
Nachteile
❌ Nur tagsüber möglich – nicht vor Ort in der Nacht aufnehmbar
❌ Wetterabhängig: nicht nutzbar bei starkem Sonnenlicht oder bedecktem Himmel ohne Struktur
❌ Gefahr von Gradienten oder Wolkenmuster bei ungeeignetem Himmel
❌ Muss sehr schnell nach dem Aufstehen der Optik gemacht werden, bevor sich Staub oder Fokuslage ändert
Durchführung in der Praxis
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Teleskop oder Objektiv exakt wie in der Nacht belassen
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Optional: weißes Tuch oder Diffusorfolie über die Öffnung spannen
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Auf einen gleichmäßig hellen Teil des Himmels (idealerweise Nordost am Morgen) richten
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Belichtungszeit so wählen, dass der Helligkeitswert etwa 50 % des Histogramms liegt (keine Sättigung, keine Unterbelichtung)
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15–30 Bilder aufnehmen, ideal im RAW-Format
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Flats anschließend mit den passenden Lights, Darks und Bias kombinieren
Besonderheiten & Tipps
✅ Bei DSLR reicht oft der Live-View zur Kontrolle der Belichtung
✅ Für Newton-Teleskope empfiehlt sich das Tageslicht-Flat besonders, da das Setup oft fest montiert ist
✅ Ideal in Kombination mit Bias-Frames für Kalibrierung
✅ Wer kein Flatpanel hat, kann auch eine weiße Wand mit Tageslicht nutzen (diffus, nicht sonnig!)
✅ Nutze dieselbe ISO und Gain-Einstellung wie beim Astrofoto
Alternative Methoden
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Flatpanel (LED-Leuchtfeld) – konstante, künstliche Lichtquelle
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T-Shirt-Flat – weißes Tuch mit Kamera in den Himmel halten
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Twilight-Flat – während der Dämmerung aufgenommen
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SkyFlat (bei hellen Wolken ohne Struktur)
Fazit
Das Tageslicht-Flat ist eine simple und wirkungsvolle Möglichkeit, um Flatframes aufzunehmen – besonders für Astrofotograf:innen, die mobil oder ohne spezielles Equipment arbeiten. Bei richtiger Ausführung lassen sich Vignettierung, Staub und Sensorfehler effizient herausrechnen. Die Methode ist besonders dann sinnvoll, wenn ein Flatpanel nicht verfügbar ist – vorausgesetzt, das Tageslicht ist weich und gleichmäßig.